Apartments für Geschäftsleute oder Weltenbummler: Der Trend zun Teilen wächst

Das Thema ist in aller Munde: teilen statt kaufen. Diese neue Form des Wirtschaftens verbindet Nachhaltigkeit mit Effizienz, und sie ist in der heutigen Ausprägung erst durch das Internet möglich geworden: Firmen teilen sich Speicherplatz in der Datenwolke Cloud, anstatt teure Server vorzuhalten, Großstädter teilen sich Autos - und immer häufiger inzwischen auch Wohnungen.

Die Gründer von City-Wohnen, Ingrid Markusse und Frederick Wencke, sind schon vor Jahrzehnten auf diesen Zug aufgesprungen und haben die erste Mitwohnzentrale Hamburgs gegründet. Heute erleben sie als Geschäftsführer von City-Wohnen mithilfe des Internets und einer immer mobiler werdenden Arbeitswelt einen Boom des "Mitwohnens". Immer mehr Menschen stellen ihre Wohnung für einen begrenzten Zeitraum für Kurzzeitmieter zur Verfügung.

"Wir haben 2012 das erfolgreichste Jahr unserer Geschichte erlebt", sagt Frederick Wencke, "und dieser Zuwachs setzt sich fort". Insgesamt 850 möblierte Apartments für private Kunden und Geschäftsleute haben die Gründer in Hamburg in der Kartei. Sie haben sie fotografiert und ins Netz gestellt, sodass sich der Interessent schon vor der Anreise ein Bild machen kann von seinem "Zuhause auf Zeit".

Das Gebührenmodell von City-Wohnen Hamburg ist einfach: 30 Prozent Provision fällt im ersten Mietmonat an für die Erstellung des Mietvertrags und den weiteren Service, anschließend sinkt diese Gebühr - wie bei den Internetportalen - auf 15 Prozent der Monatsmiete, welche vom Vermieter festgesetzt wird. Eine 60-Quadratmeter-Wohnung inklusive Spül- und Waschmaschine, Fernseher und Internetanschluss wird in angesagten Vierteln wie der Schanze und St. Pauli für 900 bis 1000 Euro vermietet, sagt Markusse. In Wandsbek werde der Kunde dagegen schon für 750 Euro fündig.

Der Markt des Mitwohnens hat sich komplett gewandelt. Seit drei, vier Jahren mischen mit airbnb.com, wimdu und 9flats.com gleich drei Internetportale im Kurzmietmarkt mit. Sie fungieren als Marktplätze im Netz mit Wohnungen für Touristen, Weltenbummler, aber auch Geschäftsleute. Die Wohnungen oder Häuser sind aus unterschiedlichen Gründen unbewohnt: die Eigentümer sind im Urlaub, gönnen sich ein Sabbatical oder studieren im Ausland.

Viele Internetportale richten sich insbesondere an junge Leute, die auf dem Sofa oder der Luftmatratze mitwohnen, während die Besitzer als Fremdenführer fungieren und Lust auf neue Bekannte aus aller Welt haben. Das US-Portal airbnb hat bereits Wohnungsbesitzer in 34.000 Städten von der Idee überzeugt. In Hamburg listet die Seite 1150 Angebote auf.

Hamburg spielt als Keimzelle des Trends eine wichtige Rolle: Das Portal airbnb siedelte seine Deutschland-Zentrale hier an. Inzwischen ist auch der Medienkonzern Axel Springer an dem Portalbetreiber beteiligt. Stephan Uhrenbacher, Gründer der Bewertungsplattform qype startete an der Elbe auch 9flats.com, ebenfalls einen Vermittler von Unterkünften, der weltweit gut 86.000 Objekte anbietet. Mit Blick auf Geschäftsleute bietet in Hamburg neben City-Wohnen auch die Homecompany Privatunterkünfte auf Zeit an. Hier stehen 450 Wohnungen, Zimmer und Häuser zur Auswahl. Ebenso wie City-Wohnen strebt die Homecompany eine längere Mietdauer an und richtet sich an Firmenkunden.

Das Teilen bei Wohnungen hat aber auch seine Schattenseiten. Wegen der Wohnungsknappheit in bestimmten Stadtteilen gibt es auch in Hamburg Konflikte: Während Familien mit Kindern sich kaum mehr drei Zimmer in Winterhude leisten können, vermieten Eigentümer ihre Immobilie an besser zahlende Businesskunden und verknappen das Angebot damit zusätzlich. Die Behörden stellen bereits weitere Mitarbeiter ein, um solchen Missbrauch zu kontrollieren und einzudämmen. Die Stadt strebt an, eine Grenze zwischen Wohnen und Tourismus zu definieren. Im Gespräch ist bisher ein Zeitraum von sechs Monaten. Der Hamburger Senat will sogar den Versuch, illegal Ferienwohnungen zu vermieten, das Anbieten und die Werbung für Ferienwohnungen als Ordnungswidrigkeit bestrafen. Es drohen Bußgelder von bis zu 50.000 Euro. Der Verein Mieter helfen Mietern geht in Hamburg von etwa 1500 illegal vermieteten Ferienwohnungen aus.