Kreationen für Feinschmecker: Koch Heiko Langhans schwört auf Essen aus der Büchse

Heiko Langhans' Suppenmanufaktur ist nicht leicht zu finden. Mitten auf dem Hamburger Fleischgroßmarkt hat sich der Koch und Jungunternehmer eingemietet. Vorbei an Zerlegebetrieben, Caterern und altersschwachen Lastenaufzügen führt der Weg, bis ein Pappschild auf die Ein-Mann-Firma im ersten Stock einer Backsteinhalle hinweist.

Langhans' Küche liegt hinter einer schweren Stahltür versteckt. Eine Gulaschsuppe blubbert in einem mächtigen Edelstahlbottich vor sich hin, ihr würziger Duft erfüllt den ganzen Raum. Der Chef nimmt einen überdimensionalen, fast ein Meter langen Kochlöffel zur Hand und rührt kräftig um. "Ich koche diese Suppe ganz langsam und bei sehr niedriger Temperatur", sagt Langhans. "Nur so bekommt sie einen intensiven Geschmack und ein schöne, rotbraune Farbe."

Sorgfalt und ausgesuchte Zutaten sind dem Gourmetkoch wichtig. Dabei hat er sich auf ein Produkt spezialisiert, das in Deutschland einen eher zweifelhaften Ruf genießt. Langhans stellt Dosensuppen her - jene schnellen Mahlzeiten, die Verbraucher meist mit industrieller Massenware, Zusatzstoffen und zerkochtem Gemüse in Verbindung bringen. "Die meisten denken dabei an schreckliches Essen", sagt Langhans. "Das möchte ich mit meinem Unternehmen ändern."

Dafür setzt der Spitzenkoch sein gesamtes Renommee und Können ein. Der gebürtige Franke, der im Weinort Sand am Main aufwuchs, lernte sein Handwerk in einem Vier-Sterne-Hotel in seiner Heimat, kochte danach unter anderem in der Orangerie im Maritim Seehotel am Timmendorfer Strand. Auf den exklusiven Kreuzfahrtschiffen MS "Europa" und MS "Bremen" schipperte er über die Weltmeere und heuerte im Anschluss in einem Münsteraner Spitzenrestaurant an, zu dem auch ein Delikatessengeschäft gehörte.

Dort reifte auch Langhans' Entschluss, sich mit einer Suppenmanufaktur selbstständig zu machen. "Es gab einfach keine anständigen Dosensuppen in Deutschland", sagt er. "Da sah ich eine Marktlücke." Vor gut zwei Jahren zog er nach Hamburg und begann, sich mit einem Existenzgründerzuschuss einen eigenen Betrieb aufzubauen.

Stück für Stück ist die Produktion gewachsen, von einer Massenherstellung ist der 38-Jährige aber auch heute noch meilenweit entfernt. Etwa 30.000 Dosen hat er im vergangenen Jahr abgesetzt, alle selbst gekocht nach individuellen Rezepten. Die Gulaschsuppe, die bei Langhans Pusztabooster heißt, hat er beispielsweise schon am Tag zuvor angesetzt. Hat Rindfleisch in seinem großen Bottich angebraten, mit Rotwein abgelöscht und die Suppe immer weiter reduziert. "Ich arbeite nur mit frischen und regionalen Zutaten", sagt der Koch, während er selbst geschnittene Karotten-, Sellerie- und Kartoffelstückchen in die Suppe fallen lässt. "Das Gemüse darf nur ganz kurz mitkochen, weil es in der Dose später noch nachgart", erklärt Langhans. Insgesamt 13 verschiedene Suppen hat der Unternehmer mittlerweile im Programm - von Dicke Kumpels (Kartoffelcreme mit Steinpilzen) über Jägerlatein (Wildsuppe) bis hin zur bei der Kundschaft besonders beliebten Bollywood Veggie-Suppe mit Möhren und Ingwer.

Günstig sind Langhans' Kreationen allerdings nicht. Während eine industriell gefertigte Suppe gerade einmal zwei Euro im Supermarkt kostet, verlangt der Wahlhamburger zwischen sieben und neun Euro für seine Produkte. "Feinschmecker sind durchaus bereit, diese Preise zu bezahlen, weil sie wissen, wie viel Arbeit in den Suppen steckt", sagt der Jungunternehmer.

Als Vertriebskanal hat sich Langhans norddeutsche Feinkostläden wie Oschätzchen oder die Othmarscher Fleischerei Mundgerecht ausgesucht, in denen die Kunden ohnehin an höhere Preise gewöhnt sind. Darüber hinaus verkauft er seine Spargelsuppen, Erbseneintöpfe oder Hühnerbouillons auch über einen eigenen Internetshop.

"Was ich verdiene, reicht zum Leben, macht mich aber nicht reich", sagt Langhans. Er genießt es, sein eigener Herr zu sein und sich seine Arbeitszeit im Vergleich zu früher selbst einteilen zu können. Auf der anderen Seite birgt die Selbstständigkeit auch erhebliche Risiken: Erst kürzlich brach sich Langhans den Fuß beim Snowboard fahren - und stand trotzdem schon wenige Tage später wieder in der Küche und kochte weiter. "Einen Stillstand der Produktion kann ich mir nicht leisten", sagt er.

Immerhin hat Langhans jetzt eine Küchenhilfe angestellt, die ihm beim Schnippeln des Gemüses und anderen Arbeitsschritten zur Hand geht. In den kommenden Jahren kann sich der Koch eine Ausweitung der Produktion auf bis zu 50.000 Dosen jährlich vorstellen. "Für die Herstellung der Suppen möchte ich aber auch weiterhin selbst verantwortlich bleiben", sagt er. "Das erwarten die Kunden von mir."