Autor Elmar Schnitzer hat ein Buch über seinen gestorbenen Rottweiler Paul geschrieben

Elmar Schnitzer hat eine Biografie geschrieben. Nein, nicht die eines berühmten Sportlers, Politikers oder Künstlers. Der 63-jährige Journalist hat "die erste Biografie über einen Hund" verfasst. Und nicht über irgendeinen Vierbeiner, sondern über Paul.

"Ein Glücksfall namens Paul" heißt das Werk. Denn auch wenn Schnitzer mit Hunden groß geworden ist und selbst den mittlerweile fünften Hund besitzt - Paul sei besonders gewesen. "So einen Hund trifft man nur einmal im Leben", sagt Schnitzer. Ihren Anfang nahm diese besondere Freundschaft im Tierheim Süderstraße. Familie Schnitzer, die in den Elbvororten lebt, hielt Ausschau nach einem Haustier. Vater und Sohn hatten sich bereits einen Rottweiler in den Kopf gesetzt, nur die Mutter war skeptisch. Die Männer der Familie setzten sich aber durch und so wurde aus dem Heimhund Pluto der Familienhund Paul. "Das Buch ist auch ein bisschen ein Plädoyer dafür, ein Tier aus dem Heim zu holen", sagt der Autor. "Wir haben es nicht bereut."

Paul wurde vor seinem zweiten Leben bei Schnitzers misshandelt und ausgesetzt. Nach einer Weile fiel auf, dass er humpelte. Ärzte entdeckten Knochenabsplitterungen von seinem Schultergelenk - eine Folge der Schläge. Eine Operation folgte. "Mich hat immer beeindruckt, dass Paul trotz all des Schlechten, das ihm widerfahren ist, sein gutes Wesen behalten hat", sagt Schnitzer. "Er hatte ein ausgeprägtes Selbstwertgefühl und war in völliger Balance mit sich."

"Er hatte eine gute Intuition und spürte, wenn es mir nicht gut ging", sagt Schnitzer. Er erinnert sich an einen grauen Novembertag, an dem er während des Spaziergangs wieder einmal seinen Gedanken nachhing, es ging um einen Jobwechsel. Schnitzer war unsicher und überlegte, wie es nun weitergehen solle. Irgendwann bemerkte er, dass Paul sich an ihn kuschelte und mit einem verständnisvollen Blick über seine Hand leckte. "In diesem Moment habe ich verstanden, dass er mir Halt geben und mit Mut machen will."

Normalerweise habe er nur mit seiner Frau über alles gesprochen - von da an auch mit Paul. Und auch dieser kommunizierte, nur eben nicht mit Worten, sondern mit Blicken. Hinzu kam, dass sich Hund und Herrchen viel in der Natur aufhielten. "Draußen am Elbstrand oder im Wald, so weit weg vom Alltag, kommt man zur Ruhe und zu ganz anderen Gedanken."

Schnitzer erzählt in seinem Buch kurzweilig von Ausflügen im Cabrio, davon, wie Paul mit Enkel Maximilian umging, und von einem Wesenstest mit einem sehr entspannten Rottweiler und einem seltsamen Prüfer. Der Hundefreund schlägt aber auch ernste Töne an. So berichtet er etwa von einer Nacht, in der die Familie von einem lauten Knall geweckt wurde. Einbrecher hatten die Fensterscheiben mit Steinen eingeworfen, aber Paul verjagte die Eindringlinge.

Egal was passierte, Paul stand hinter seinem Herrchen und Schnitzer hinter Paul. Viele Seiten des Buches setzt er sich mit der seiner Meinung nach "größten Ungerechtigkeit" auseinander, die seinem tierischen Freund je widerfahren ist. Nach einer kleinen Rauferei mit einem anderen Hund wurde Paul von Behörden als gefährlich eingestuft und sollte einen Maulkorb tragen. "Das war völlig ungerechtfertigt und überzogen, fand ich." Dann erkrankte Paul irgendwann an Krebs. Er war in jenem Knochen entstanden, den sein erstes Herrchen zerschlagen hatte. Am 27. Mai 2010 wurde Paul im Kreise der Familie eingeschläfert und hinter dem Haus begraben. "Ich werde diesen Tag nie vergessen", sagt Schnitzer. "Jedes Wort, das ich schreibe, wird immer noch wehtun", schreibt der Journalist über den Verlust des treuen Begleiters.

Dass er über Paul schreiben möchte, war Schnitzer immer klar. Wohl bemerkte er schon zu Lebzeiten, was für ein besonderer Hund dieser war, doch es fehlte ihm der Abstand für eine Einordnung dessen, was er erlebte und spürte. Nach Pauls Tod setzte Schnitzer sich intensiver damit auseinander, was das Besondere an dem Hund war. "Ich habe erst im Nachhinein so richtig verstanden, was ich an ihm hatte."