Die gebürtige Schweizerin Ursula Richenberger ist neue Leiterin des Hafenmuseums

Wenn Ursula Richenberger vom Hafen erzählt, klingt das nicht besonders romantisch. Sie spricht nicht vom Fernweh, das sie beim Tuten der großen Pötte spürt, sondern eher von den 160.000 Menschen, die hier Arbeit finden. Die Leiterin des Hafenmuseums, die ihr Amt in der Nachfolge von Achim Quaas am 1. Februar angetreten hat, ist dabei, das Terrain auf dem Kleinen Grasbrook zu erkunden: den riesigen Kaischuppen 50 A, der als Schaudepot dient. Die ausgedienten Kräne, die am Bremerkai ihre Ausleger in den Himmel recken und die schwimmenden Großobjekte.

Jetzt soll sie die Frage beantworten, was ihr so ganz persönlich Schiffe bedeuten. "Ich bin in Zürich geboren und habe die ersten neun Lebensjahre in der Schweiz verbracht, wo es mehr Berge als Schiffe gibt", erzählt die 42-Jährige. Nach dem Tod ihres Vaters zog sie als Neunjährige mit der Mutter von Zürich nach Rendsburg, an den Nord-Ostsee-Kanal. Und dort sah sie zwar keine Berge mehr, dafür aber jeden Tag die großen Pötte vorüberziehen. "Schiffe und Häfen haben mich schon immer interessiert", sagt Ursula Richenberger, die nach dem Abi wieder in die Schweiz ging, um dort in der Hotellerie erste Berufserfahrungen zu sammeln.

Das Resultat: Sie entschied sich weder für die Schweiz noch fürs Gastgewerbe, sondern kehrte nach Norddeutschland zurück, um in Lüneburg Kulturwissenschaft zu studieren.

Schon bald fand sie Kontakt zum Altonaer Museum, absolvierte dort ein Praktikum und lernte als studentische Hilfskraft den Museumsalltag in allen seinen Facetten kennen. Trotzdem ging sie nach dem Studium nicht gleich in ein Museum, sondern machte freiberuflich unterschiedliche Kulturprojekte.

Als sie 1999 dann das Angebot erhielt, Geschäftsführerin des Vereins Freunde des Altonaer Museums zu werden, fiel ihr die Entscheidung nicht schwer. Menschen zu begeistern, Vorträge, Führungen und Exkursionen zu organisieren und dazu beizutragen, dass das Museum nicht nur in Altona immer mehr Fürsprecher bekommt, empfand sie als spannende Aufgabe. Und sie weiß seither: "Mit Ehrenamtlichen habe ich immer gern zusammengearbeitet, aber auch festgestellt, dass es wichtig ist, sie gut anzuleiten und zu betreuen."

Diese Erfahrungen werden ihr jetzt zugutekommen, denn im Hafenmuseum wimmelt es von Menschen, die dazu bereit sind, Freizeit und Erfahrung zur Verfügung zu stellen. "Insgesamt haben wir 250 Ehrenamtliche", meint die Museumschefin. Hat sie Bedenken, in dieser Männerdomäne akzeptiert zu werden? "Habe ich nicht, ich fühle mich gut angenommen", meint sie lächelnd. "Was die Technik betrifft, baue ich gern auf das Know-how derjenigen, die früher hier gearbeitet haben." Und das sind nicht wenige, die Hafen-Senioren spielen hier eine ganz große Rolle. Und die soll nach den Vorstellungen der neuen Chefin sogar noch größer werden, denn diese Menschen mit ihrer Lebens- und Berufserfahrung können das ehemalige Hafenareal zum Sprechen bringen.

"Das Hafenmuseum wird gern mit der Zeche Zollverein verglichen, ich sehe aber auch große Unterschiede. Dort gibt es die beinahe mystische Atmosphäre einer alten Fabrik, hier haben wir dagegen riesige Hallen, die erst einmal leer sind und deren einstiger Atmosphäre sich nicht so leicht nachspüren lässt", sagt Richenberger, die das Hafenmuseum künftig auf sinnliche Weise erlebbar machen möchte. Mit Bildern, Gerüchen, Geräuschen, vor allem abermit den Erzählungen der Zeitzeugen.

Das Hafenmuseum ist eine Außenstelle des Museums der Arbeit. Etwa 30.000 Besucher kommen in jeder Saison, die Ostern beginnt und im Oktober endet. Das ist kein schlechtes Ergebnis, aber es könnten deutlich mehr sein. Zum Beispiel, wenn das Museum endlich einen richtigen Anleger bekommt und dann auch regelmäßig von der Maritime Circle Line angefahren wird. Es gab schon große Pläne für das Areal, die alle wieder in der Schublade verschwunden sind. "Ich habe eine Vision für diesen großartigen Ort. Und die werde ich nicht aus dem Blick verlieren", sagt die Museumsleiterin.

Hafenmuseum, geöffnet bis 31. Oktober 2013.

Alle Infos: www.hafenmuseum-hamburg.de