Milo ist fünf Jahre alt und ein gefragtes Kindermodel. Sogar bis auf das Cover der Vogue hat er es schon gebracht

Wenn die Fotografen "Ameisenscheiße!" rufen, muss Milo (sprich: Meilo) immer lachen. Dann fällt es dem Fünfeinhalbjährigen mit den blonden Haaren und den braunen Augen ganz leicht, sich wie ein Model zu verhalten und sich vor der Kamera zu bewegen. Denn eigentlich ist Milo ein wenig schüchtern. Wird er fotografiert, steckt er seine Hände in die Hosentasche und lässt die Daumen herausgucken. Das sieht lockerer aus. Und dann knipst er automatisch sein Lächeln an. Milo aus Pinneberg arbeitet als Kindermodel.

Das heißt, wenn zum Beispiel Modefirmen, Zeitschriften oder Lebensmittel-Discounter neue Kataloge, Broschüren, Anzeigen oder Plakate herausbringen, brauchen sie nicht nur erwachsene Models, die neue Kleidung vorführen oder Werbung machen, sondern sie brauchen auch Jungen und Mädchen. Mal werden Babys benötigt, mal Kindergartenkinder wie Milo oder größere Schulkinder bis 14 Jahren.

Dabei müssen die Kindermodels schon hübsch sein, sagt Caro Saatrübe von der Hamburger Kindermodelagentur "Boys & Girls". "Das Kind muss eine gewisse Ausstrahlung haben und überzeugen." Die Agentur von Caro Saatrübe ist dafür zuständig, dass Milo überhaupt Aufträge bekommt. Caro hat viele Fotos von Milo gemacht, eine sogenannte Setcard, die wie eine Visitenkarte ist und zeigt, wie Milo aussehen kann. Alle sechs Monate macht sie neue Aufnahmen, weil sich Kinder ja schnell im Aussehen verändern. Modefirmen zum Beispiel können sich die Fotos von Milo angucken, ihn zu einem Casting, einem Kennenlernen, einladen und dann entscheiden, ob sie ihn oder ein anderes Kind nehmen.

Janine Darboven, Milos Mutter, hätte gar nicht gedacht, dass ihr Sohn dafür geeignet ist: "Ich liebe meinen Sohn, aber besonders hübsch fand ich ihn nicht", sagt sie. Seine Tante war von ihrem Neffen so begeistert und hatte Janine Darboven schließlich davon überzeugen können, den Kleinen bei der Agentur anzumelden. Das war vor zwei Jahren.

Um das Schönsein allein geht es aber gar nicht: "Das Kind darf Ecken und Kanten haben und muss nicht wie eine Barbie aussehen. Abstehende Ohren und Sommersprossen sind erlaubt. Das Kind sollte auf jeden Fall Spaß daran haben, fotografiert zu werden", erklärt Caro Saatrübe.

Als Kindermodel muss Milo selbstbewusst auftreten können, aber auch den Anweisungen der Erwachsenen folgen. Das macht nicht jedes Kind gern. Meistens wird Milo in Hamburg fotografiert oder für einen Fernsehspot gefilmt. Einmal ging es weiter weg, nach Berlin. Milos Mutter ist immer dabei. Mit seiner Arbeit verdient Milo schon richtig viel Geld. Mindestens 200 Euro, meistens sogar mehr pro Auftrag. Das sparen seine Eltern für ihn, er selbst darf sich aber nach jedem Foto- oder Film-Job ein neues Spielzeug aussuchen. Beim letzten Mal war es ein Spielzeugauto. Milos Mutter ist natürlich mächtig stolz auf ihren Sohn. 25-mal wurde er im vergangenen Jahr für Aufnahmen gebucht. Mehr als 30-mal im Jahr darf er aber nicht arbeiten, weil er noch ein Kind ist. Man könnte meinen, dass ein Model ganz schön eingebildet ist und vielleicht arrogant. Das ist bei Milo aber nicht so. "Er ist keine Spur eitel. Er lässt sich fotografieren, und dann ist das Thema abgehakt", sagt seine Mutter. Für ihn ist wichtig, dass die Fotografen nett sind. So wie Armin und Belinda. Die mit der Ameisenscheiße.