Das Portomarin bietet eine exzellente spanische Küche. Der Patron empfiehlt das “Jacobsweg-Menü“

Er kann auch kochen! Bisher war uns Jesús A. Díaz Sindín im Portomarin als charmanter Gastgeber und kenntnisreicher Sommelier spanischer Weine vertraut, bei unserem aktuellen Besuch aber steht der Patron übergangsweise selbst in der Küche. Und das Ergebnis - soviel sei vorweggenommen - ist à la bonne heure!

Seit zwölf Jahren bieten Jesús Díaz Sindín und seine deutsche Frau Patricia in ihrem kleinen Lokal in Winterhude feine klassische und innovative spanische Küche in stimmungsvollem Ambiente. Zwischen den roten Wänden sind die weiß eingedeckten Tische so geschickt gestellt, dass selbst bei ausgebuchtem Restaurant eine angenehm entspannte Atmosphäre gewahrt bleibt.

Beim Cava Brut Nature (Glas 6 Euro) studieren wir das Angebot der Küche: A la carte wird gut ein Dutzend Gerichte empfohlen - Starter wie die Tapas-Variation für zwei (19,50 Euro) und Jakobsmuscheln mit Albarino-Safransoße (12,50 Euro) sowie Hauptgänge wie Filets vom Loup de Mer mit Honig-Lavendelblüten-Butter (19,75 Euro) und Kalbsrücken mit Pilzen (21 Euro). Daneben empfiehlt der Patron zwei Speisenfolgen: das "Jacobsweg-Menü" (drei Gänge 37 Euro) und das "Genießer-Menü" (vier Gänge 48 Euro). Aber alles kann variiert und zu individuellen Menüs zusammengestellt werden. Zur Einstimmung auf unsere Menüs kommen ein Schälchen mit Oliven, ein Töpfchen mit leckerer Aioli, ein vorzügliches Olivenöl und ein größeres hausgemachtes Brötchen auf den Tisch. Danach startet meine Frau mit einem Teller frischer Marktsalate, angemacht mit Tomaten-Vinaigrette und Basilikum. Dazu passen ein paar Scheiben luftgetrockneter Rinderschinken (Cecina de León) ebenso wie die absolut köstliche flambierte Ziegenkäse-Terrine (mit Rosmarin-Ziegenfrischkäse von Queseria Montesino in Murcia).

Es folgt ein geschmackstiefes Steckrübensüppchen mit mallorquinischer Sobrasada-Wurst und Majoran-Olivenöl. Der Höhepunkt danach: ein perfekt gegartes Filet vom Angeldorsch "a la plancha" (also vom Grill) mit Bio-Kräutersaitlingen aus der Pfanne, einem kräftigen Verdejo-Weißweinsud und einer lila Oliven-Tapenade. Für solche Genüsse im "Jacobsweg-Menü" zahlt man 37 Euro.

Meine Menüfolge beginnt mit einem Teller dünn gescheibelten Ibérico-Schinkens aus der Eichelmast, per Hand direkt von der Keule geschnitten (20 Euro). Diesen würzigen luftgetrockneten Schinken genieße ich am liebsten "natur", also ohne Beilagen, nur mit einem Stück von dem hausgemachten Brötchen. Als Zwischengericht habe ich mir pikant gewürzte Tuben von Baby-Calamares aus Wildfang ausgesucht, perfekt gegrillt und fast zart in der Konsistenz (11 Euro).

Mein Hauptgang ist bestens gereiftes "La Fina"-Steak aus Uruguay - auf meinen Wunsch exakt medium rare gegart (25 Euro). Als passende, weil harmonische Begleitung serviert die Küche eine 36 Stunden zubereitete Kalbsglace und eine Mandelbéchamel. Dazu gibt es Wirsing à la crème, Schwarzwurzelgemüse und schmackhafte Kartoffeln (Drillinge). Zum Abschluss gönne ich mir noch ein Dessert: eine nicht zu süße Café-Mousse mit Coulis von galizischem Café-Trester und einigen marinierten Orangen-Filets (7,50 Euro). Die Weinauswahl ist nicht einfach: Jesús A. Díaz Sindín hat rund 220 spanische Weine aus diversen Anbaugebieten im Keller - und zusätzlich noch etliche Raritäten. Wir sind mit dem frischen, durchaus kräftigen 2011er Arindo, einem Verdejo aus der D.O. Ruedo, bestens bedient (Flasche 22 Euro).

Dieter Braatz ist stellvertretender Chefredakteur

der Zeitschrift "Der Feinschmecker"

Dieter Braatz testet

Hamburger Restaurants

Heute: Portomarin