Hamburgs schönste Fotos. Abendblatt-Fotografen zeigen ihre besten Motive von der Stadt und ihren Menschen. Heute: Bertold Fabricius

Meine erste Kamera war aus Plastik und eine Enttäuschung auf ganzer Linie.

Die "Porst 126 sport" kostete damals 15 Mark. Im Preis enthalten: ein 24er Farbfilm inklusive Entwicklung. Dass die Kamera keine Scharfeinstellung und keine richtige Blende hatte, wusste ich damals nicht. So knipste ich los, es war mein achter Geburtstag. Fast der ganze Film war vollkommen unterbelichtet. Nur ein Bild nicht: das Foto einer Erdbeertorte.

Ich wollte trotzdem nie etwas anderes werden als Fotograf. Fotografen fahren in fremde Länder, erleben Abenteuer, kommen den Mächtigen der Welt ganz nah. Daran habe ich gedacht als Schüler in der Südpfalz - aber nicht an die harte Arbeit.

Dass Fotografie harte Arbeit ist, lernte ich nach dem Abitur in meiner dreijährigen Ausbildung im Fotostudio Bechtel in Mannheim. Bevor ich an einen Kameraauslöser gelassen wurde, musste ich als Lehrling die schwere Ausrüstung schleppen und den Umgang mit Kameras, Objektiven und Licht lernen. Filme entwickelten wir damals noch in großen Steinguttanks, die Abzüge machten wir per Hand.

Mein erster Job nach bestandener Gesellenprüfung führte mich dann endlich um die ganze Welt - als Bordfotograf auf Kreuzfahrtschiffen. Nach einem Jahr Weltreise kam ich nach Hamburg und begann hier für Tages- und Wochenzeitungen zu fotografieren. Und ich machte die Meisterprüfung im Fotografenhandwerk.

Was mich am Bildjournalismus reizt? Mein Job ist fast jeden Tag wie die Sachgeschichten in der "Sendung mit der Maus": Ich darf überall rein, mir "ein Bild machen", Fragen stellen, Zusammenhänge verstehen. Ich gehe in eine Schokoladenfabrik, einen Operationssaal, einen Hühnermastbetrieb, ein Gefängnis oder ein Atomkraftwerk - und das alles innerhalb nur weniger Tage. Ich treffe einen Obdachlosen, einen Sternekoch und einen Vorstandsvorsitzenden - manchmal innerhalb nur weniger Stunden.

Jeder Tag bringt neue Eindrücke. Ich suche den richtigen Augenblick, die richtige Stimmung, den Moment der Entspannung des Gegenübers, um auf den Auslöser zu drücken. Und das richtige Licht. Licht ist alles. Die Arbeit muss schnell und präzise sein, denn der perfekte Moment für ein Foto kommt nicht wieder. Viele Bilder entstehen auch unter massivem Zeitdruck. Denn gerade Politiker und Stars haben oft extrem wenig Zeit.

Ich überlege genau, wie das Bild aussehen soll, stelle die Blitzanlage auf, suche mir jemanden als Lichtdouble. Dann muss alles ganz schnell gehen. Mein Rekord liegt in diesem Jahr bei 22 Auslösungen in 16 Sekunden für einen Seitenaufmacher.

Früher war ich in solchen Situationen häufig ganz schön gestresst. Mit den Jahren wird man jedoch gelassener. Mit Stress umgehen - das habe ich mittlerweile im Berufsleben gelernt. Fotografieren - das ist für mich mehr Handwerk als Kunst. Manchmal auch Glück, im richtigen Moment auf den Auslöser gedrückt zu haben.