Ein Besuch bei Hamburgs größtem Filmausstatter an der Lagerstraße

Mitten auf dem Fleischgroßmarkt, in Halle G, liegt eine Wunderwelt, die weit über die Grenzen Hamburgs hinaus bekannt ist. Auf 4000 Quadratmetern lagern hier Requisiten, die von Film- und Werbeproduktionen aus aller Welt ausgeliehen werden - vorausgesetzt, sie drehen in Europa. Axis Mundi, die Achse der Welt, heißt das Reich, das Boris Kohn vor rund 20 Jahren gegründet hat. Und Teile davon konnte man kürzlich sogar mit nach Hause nehmen: Hunderte Stücke standen zum Verkauf.

Zwei schwere Holztüren mit Eisenbeschlägen fallen hinter einem zu, wenn man die Räume des Film-Welten-Ausstatters betritt. Ritterrüstungen bewachen den Eingang, daneben plätschert ein römischer Brunnen. Zwei Schritte weiter ist man umgeben von ausgestopften Tieren. Ein Eisbär grüßt mit hochgereckten Tatzen, ein Löwe und andere Wildtiere blicken den Besucher an, dazwischen eine prunkvolle Sitzecke mit Barockmöbeln, Kerzenleuchter aus Meissner Porzellan und eine alte, hölzerne Filmkamera.

"Die Tiere haben wir gerade einem dänischen Museum abgekauft", sagt Kerstin Brömmling, die rechte Hand vom Chef, in ihrem Büro. Es gleicht dem Saal einer Burg. In einem mächtigen Kamin, der von zwei goldenen Figuren flankiert wird, prasselt ein Feuer. An den Wänden hängen Wappen und altertümliche Bilder, in der Ecke stehen Lanzen, auf einer mächtigen Anrichte stapeln sich Ritterhelme.

Doch längst nicht alles ist Mittelalter bei Axis Mundi. "Wir haben Requisiten aus allen Epochen", sagt Kerstin Brömmling, während sie durch die Gänge geht. Die Regale sind voller Sofas und Sessel, Lampen, Vasen, Kleinkunst und Schalen, Truhen, Plattenspieler, Geschirr, Seifenkisten, Instrumenten - und noch sehr viel mehr. Zwischen den Requisiten gibt es Schätze von großem Wert: Gemälde, Designermöbel, ein Flugzeugmotor samt Riesenpropeller, doch auch Mammutzähne, eine Original-Samuraiausrüstung, afrikanische Masken.

Der Verleih ist weltweit bekannt. Täglich kommen mehrere Teams. Vor einiger Zeit hat eine amerikanische Produktionsfirma zwei 7,5-Tonnen-Laster mit Requisiten beladen. Truhen, Tische, Tonkrüge, Stoffe und andere mittelalterliche Accessoires wurden vom Schlachthofgelände an der Lagerstraße nach Italien transportiert. Gedreht wurde eine Fernsehdokumentation über die Familie der Medici, die bei Arte ausgestrahlt wurde.

Die Requisiten tragen Kerstin Brömmling und Boris Kohn auf Auktionen und Messen zusammen, bekommen sie aus Überproduktionen, Nachlässen oder bestellen sie direkt beim Hersteller. Die Geschäftsidee kam Kohn, der eigentlich Archäologie studieren wollte, als er auf der Suche nach einem Küchenschrank selber den Verkauf eines Filmausstatters besuchte. Mittlerweile haben sich mehr als 40.000 Artikel angesammelt.

Jetzt musste Platz geschaffen werden - und so wurde einiges verkauft. Etwa hochwertige Designmöbel wie die Sessel La Chaise von Charles Eames und Nemo Chair von Driade (aus Werbefilmproduktionen), ein weißes Living Divani Sofa (aus "The International") oder der Captains Lounge Chair von Jean Gillon (aus dem neuen "Tatort" mit Til Schweiger), ein Dema Lips Chair (aus "Ghost") sowie eine Barocktruhe (aus dem TV-Epos "Hotel Adlon"), außerdem hochwertige Kissen, Decken und Kinderspielzeug.