Im "Auge Gottes", ein See, in dem sich der Himmel spiegelt, ging Hamburgs Avantgarde baden. Ohne strenge Badetoilette und gern bei rauschenden Festen, die schon mal mehrere Tage dauern konnten. Die Kunstszene der sogenannten goldenen 1920er-Jahre hatte ihren Treffpunkt gefunden: das Volksdorfer Künstlerhaus von Emil Maetzel und Dorothea Maetzel-Johannsen an dem kleinen See mit dem magischen Licht.

Die Gäste waren erlesen. Karl Kraus referierte, Gustaf Gründgens spielte, Klaus Mann las. Und alle feierten sie die Kunst, viele von ihnen übrigens auch die Freikörperkultur. Kein Nachbar monierte die nackt vorgetragenen Ausdruckstänze am Auge Gottes.

Heute steht die Villa auf dem 6000-Quadratmeter-Grundstück zum Verkauf. Grossmann & Berger bietet sie an, 1,65 Millionen Euro soll das letzte erhaltene Künstlerhaus Hamburgs kosten. Die gesamte Anlage ist denkmalgeschützt. Das kubische, von Emil Maetzel entworfene Gebäude ebenso wie der Badesee, die geschwungenen Wege. Gut 300.000 Euro veranschlagen Experten für die Wiederherrichtung des wohlproportionierten Zwölfzimmerhauses.

Der Freundeskreis Künstlerhaus Maetzel e. V. will das Haus wieder beleben: Mäzen verzweifelt gesucht. Eine Stiftung soll ins Leben gerufen werden, in Kooperation mit der Kunsthochschule Stipendiaten in die Villa locken und dort arbeiten lassen.