Das Tarantella im Haus der Spielbank Hamburg bietet eine ellenlange Speisenkarte

Das Konzept stimmt, die Location auch und erst recht die Küche: Wie sollte man sich sonst erklären, dass im Tarantella - immerhin im Gebäude der Spielbank Hamburg angesiedelt - schon mittags die 120 Plätze knapp werden. Ohne Reservierung geht hier fast gar nichts.

Beim Business Lunch oder aus eher privatem Anlass können sich die Gäste im Tarantella abwechslungsreich verköstigen lassen. Dafür bietet die ellenlange Speisenkarte mit mehr als 50 Gerichten vielfältige Anreize - bis hin zu Austern, Hummer, Kaviar und Wagyu-Filet. Seit wenigen Monaten ist Robert Kleinschmidt (vorher schon fünf Jahre im Team) als Chefkoch für die aufgepeppte Bistroküche verantwortlich - gut, dass er das erfolgreiche Repertoire nicht entscheidend verändern will.

Unsere rechtzeitig reservierten Plätze finden wir an einem Tisch im mittleren Gastraum, weiter hinten hat sich eine größere Gesellschaft zum Aperitif getroffen. Bei unserem Aperitif (San Pellegrino, 0,75 Liter 8,90 Euro) brauchen wir einige Zeit, um einen Überblick über das Gebotene zu bekommen. Die Lunchkarte mit Gaisburger Marsch vom Ochsenbein (12,90 Euro), Chorizo-Linguine mit Meeresfrüchten (13,90 Euro) und Krosser Grützwurst mit Kartoffelstampf (13,90 Euro) klingt schon mal verheißungsvoll. Aber auch auf der Standardkarte entdecken wir Animierendes, für das wir uns dann doch nicht entscheiden, etwa Gebackenen Kalbskopf mit Zunge (14,90 Euro), Flusskrebssuppe mit Brandy (16,90 Euro) oder Bouillabaisse "Thai Style" mit Edelfischen und Garnelen (26,90 Euro). Und erst die Steakabteilung mit "Fleisch vom Grill" oder für zwei Personen das klassische Chateaubriand vom Lüneburger Ochsen (pro Person 39,90 Euro). Aber erst einmal bestellen wir einen gereiften weißen Burgunder, einen 2008er Mâcon-Villages von der Domaine Comtes-Lafon (Flasche 39,90 Euro), der zu unseren Gerichten gut passen sollte. Es gibt übrigens genug Alternativen auf der Tarantella-Weinkarte: Rund 600 Weine stehen bereit, vom mehr oder weniger preiswerten "Offenen" bis zum teuren Bordeaux, aber wir wollen nicht zu jedem Gang einen anderen Wein aussuchen, sondern bei unserem Favoriten bleiben.

Und der Mâcon zeigt sich als Menübegleiter durchaus flexibel, etwa zu den Vorspeisen. Er nimmt es zunächst mit dem pochierten Landei auf, dass schon in unserer Kindheit mit dem Rahmspinat harmonierte, jetzt begleitet von einem fluffigen Kartoffelpüree - und veredelt mit etlichen Scheiben Herbsttrüffel (14,90 Euro). Mit dieser Geschmackskombination kann die zweite Vorspeise, der Entensalat "Crispy Duck" (14,90 Euro) leider nicht mithalten. Zwar sind die knusprig verpackten Entenfleischstücke in der Konsistenz (Garpunkt!) recht ordentlich, aber sie finden mit den marinierten Kürbisstreifen und der Kürbismarmelade keinen adäquaten Partner.

Nach diesen Ausflügen in die Standardkarte sind wir neugierig auf das Lunchangebot, zum Beispiel Königsberger Klopse (12,90 Euro): Auf dem Teller gibt es vier lockere "Tennisbälle" mit sehr guter Kapernsauce und Kartoffelstampf, für die frische Geschmackskomponente sorgt ein Rote-Bete-Salat. Etwas enttäuschend dagegen mein "Falscher Hase" (13,90 Euro): Das Hack kommt als riesiger Klops auf den Teller, im oberen Teil ein hart gekochtes Ei und darüber halbwegs krosse Speckscheiben. Dazu wird Winterspargel (Schwarzwurzel) à la crème serviert - und ein paar Butterkartoffeln. Ich bevorzuge weiterhin das klassische Rezept vom "Falschen Hasen": Im Hackbraten mit Kruste eingebackenes Ei und dann in großen Scheiben aufgeschnitten. Aber das ist wohl eine persönliche Vorliebe.

Am Dessert gab es nichts zu meckern: Crème brûlée von der Tahiti-Vanille mit dünner gebrannter Zuckerschicht und ein paar frischen Beeren (8,90 Euro) - das schmeckt einfach!

Dieter Braatz ist stellvertretender Chefredakteur

der Zeitschrift "Der Feinschmecker"

Dieter Braatz testet

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