Fünf historische Häuser im Herzen des Viertels sollten einem Neubau-Ensemble weichen. Doch diese große Lösung wird es nun nicht mehr geben

35 Wohnungen, Läden, Gastronomie und neu gepflanzte Bäume - so sollte die neue Mitte am Eppendorfer Marktplatz umgestaltet werden. Der Investor Florian Kämereit hatte einen Großteil der Grundstücke erworben und einen Bauvorbescheid beantragt. Weil aber der Inhaber des Restaurants Tre Castagne anschließend überraschend von seinem Vorkaufsrecht Gebrauch gemacht hat, sind die gesamten Planungen jetzt hinfällig.

Die Gebäude sind zum Teil baufällig, manche stehen leer, und auch das Denkmalschutzamt hält die alten Häuser für nicht erhaltenswert. "Sie wurden an vielen Stellen und teilweise sehr stark durch An- und Umbauten verändert, denen weder geschichtliche Bedeutung noch gestalterischer Wert zukommt", sagte Amtsleiter Frank Pieter Hesse.

Der Bezirk und auch die einzelnen Fraktionen waren deshalb froh, dass sich an dieser zentralen Stelle im Stadtteil eine Lösung abzeichnete, die mehr und zum Teil öffentlich geförderten Wohnraum bedeutete. "Die neue Eppendorfer Mitte ist ein sehr gutes Beispiel für eine gelungene Stadtreparatur", sagte Hans-Peter Boltres, Fachamtsleiter für Stadt- und Landschaftsplanung im Bezirk Nord. Durch die gemeinsame Bebauung mit vier- und fünfgeschossigen Häusern hätten sich die Neubauten hervorragend in das Straßenbild eingefügt. "Eine gemeinsame Tiefgarage mit einer einzigen Ein- und Ausfahrt bedeutet eine erhebliche Entspannung der Verkehrssituation auf dieser engen Fläche", so Boltres.

Nun aber ist es wieder völlig offen, was an diesem alten Dorfkern passieren wird. Das ist eine neue Entwicklung, die einige Eppendorfer allerdings durchaus begrüßen. Seit rund vier Monaten engagiert sich die Bürgerinitiative "Wir sind Eppendorf" gegen die Neugestaltung am Eppendorfer Marktplatz mit den bis zu fünfgeschossigen Häusern, in denen überwiegend Eigentumswohnungen entstehen sollten.

"Es geht uns vor allem darum, dass hier wieder einmal Wohnungen verschwinden sollen, die für die Menschen noch bezahlbar sind", sagt Miriam Flüß von der Initiative. Mit dem Abriss der Häuser ginge zudem die einzigartige Atmosphäre dieses Areals unwiederbringlich verloren.

"Die Häuser erzählen auch ein Stück Stadtteilgeschichte", sagt Miriam Flüß. "Für die Eppendorfer Landstraße 97 bis 109 gibt es architektonisch zahlreiche Möglichkeiten, Altes und Neues so zu verbinden, dass Charme und dörflicher Kern erhalten bleiben", heißt es in einem Memorandum, das die Initiative der Bezirksversammlung am 18. Oktober vergangenen Jahres vorgelegt hat. "Und auf das bis heute eine Reaktion aussteht", sagt Miriam Flüß.

Sie und ihre rund 100 Mitstreiter finden es absurd, "dass Investoren und Politik diesen Teil Eppendorfs ausgerechnet dadurch beleben wollen, dass sie ihm das Herz herausreißen". Die Initiative fordert eine Veränderungssperre für den Bereich des Eppendorfer Marktplatzes. Und außerdem einen Plan- und Gestaltungsbeirat sowie den Austausch an einem runden Tisch, um sich aktiv zu beteiligen und in gemeinsamen Prozessen zu Lösungen zu kommen, "die nicht nur für Politik und Investor, sondern vor allem auch für die Bürger tragbar sind".

Nun sind natürlich Politiker und Investoren auch Bürger. Und als solche von der neuen Situation alles andere als begeistert. "Wir haben uns eindeutig verschlechtert", sagt Thomas Domres, SPD-Fraktionsvorsitzender im Bezirk und Chef des Eppendorfer Bürgervereins. "Die Pläne des Investors fanden überwiegend eine positive Resonanz - und nun haben wir zwei Insellösungen. Und außerdem gibt es statt 35 Wohnungen, von denen zehn oder elf öffentlich gefördert worden wären, jetzt erst einmal nur 19 Eigentumswohnungen", sagt Domres.

Das nämlich sind die neuen Pläne von Florian Kämereit, der ebenfalls bedauert, dass aus der "großen Lösung" nichts geworden ist. Der Geschäftsführer von "Alstertreu", der die Häuser Nummer 103 bis 109 erworben hat, plant neben den 19 Wohnungen außerdem Läden und Gastronomie. "Das Projekt ist jetzt kleinteiliger, aber auch handlicher." Als Zeitplan für Abriss und Neubau hat er das Jahr 2014 ins Auge gefasst.

Nur öffentlich geförderte Wohnungen, die wird es in der Eppendorfer Mitte nun wohl nicht mehr geben.