Der Service im Restaurant Die Boutique gibt neuen Gästen Zeit, richtig anzukommen

"Wohlsein und Entspannung" verspricht ein hübsches kleines Restaurant in Winterhude seinen Gästen: Die Boutique. Im Souterrain am Poelchaukamp wird eine Frischeküche geboten, die zwischen Kartoffelpuffer und Tagliatelle mit Trüffel, Bouillabaisse und Edelfischteller hin- und herpendelt. Wir sind gespannt, ob die Versprechungen eingelöst werden. Ein paar Stufen geht's nach unten, hinter der Eingangstür ein angenehm gestalteter Gastraum mit dunkelbraunen Wänden, kleinen, weiß eingedeckten Tischen.

Die freundliche Dame vom Service gibt den neuen Gästen Zeit, richtig anzukommen. Dann wird das Wasser abgefragt (Magnus 0,75 Liter 6 Euro), später folgen Wein- und Speisenkarte. Tierfreunde sind hier auch willkommen, während des Mittagessens tollt ein kleiner Hund zwischen den Gästen herum, allerdings ohne sonderlich zu stören.

Die übersichtlich gehaltene Speisenkarte bietet als "Klassiker" unter anderem skandinavischen Räucherlachs auf frisch geriebenem Kartoffelpuffer (9 Euro), Zitronen-Risotto mit Jakobsmuscheln und sautierten Steinpilzen (18 Euro) und Rosenheimer Rinderfilet mit Austernpilzen und getrüffeltem Kartoffelpüree (24 Euro). Unter "Empfehlungen" finden wir Hähnchenleber auf Ruccola mit Kirschtomaten (11 Euro), Kürbiscremesüppchen mit frischem Trüffel (8 Euro) sowie Filet vom Dorsch mit Butternut-Kürbismus und Kartoffel-Kräuter-Püree (19 Euro).

Nachdem wir unser kleines Mittagsmenü zusammengestellt haben, kommen kleine selbst gebackene Brötchen (kross!) und Butter auf den Tisch. Für die Getränkeauswahl ziehen wir das mit rund 20 Weinen sehr übersichtliche Angebot zu Rate, außerdem gibt es zwölf offene Weine. Zu unseren Gerichten passen ein badischer Grauburgunder vom Weingut Kiefer (0,2 Liter 6 Euro) und ein frischer Sauvignon blanc aus Südafrika (0,2 Liter 9 Euro), die nach einiger Wartezeit immerhin rechtzeitig zur Vorspeise serviert werden.

Mein Kollege ist mit seiner Wahl zum Start ins Menü zufrieden: Der Oktopus wird als Carpaccio aufgetragen, hauchdünn geschnitten und dekorativ auf dem Teller angerichtet. Das gut abgeschmeckte Passionsfruchtdressing und die Orangenzesten geben dem Gericht eine frische Note, die bestens zu einem warmen Sommertag gepasst hätten - aber man kann das auch im Winter genießen (10 Euro). Weniger angetan bin ich von meinem Rote-Bete-Carpaccio, denn die Scheiben sind mit einem Ziegenkäse überbacken, dessen bittere Rinde mit verarbeitet worden ist. Deshalb schmecke ich von der dazu gereichten Zitronenthymian-Sahne-Soße kaum etwas. Der am Rand des Tellers platzierte Romana-Salat ohne Dressing hat nur dekorative Funktion (8 Euro).

Beim nach etlicher Zeit servierten Hauptgang kritisiert mein Begleiter das zu weit gegarte Entenbrustfilet, das "rosa gebraten" angekündigt worden ist. Als gelungene Begleiter zum Filet gefallen ihm ein Aprikosentörtchen, glasierte Apfelspalten und Preiselbeeren (20 Euro). Die Alternative habe ich unter den Klassikern entdeckt: Wiener Schnitzel (17 Euro). Die große, dünne Fleischscheibe vom Kalb ist mit reichlich krosser Panade fachgerecht ausgebacken, auch das Kartoffelpüree und der frische Gurkensalat in Rahm-Dill-Soße haben ordentliche Qualität.

Mit unseren beiden Desserts sind wir ebenfalls rundum zufrieden, sowohl mit dem Schokosoufflé mit fast flüssigem Kern auf Himbeersoße und einem schmelzigen Mango-Sorbet (8 Euro) als auch mit dem Tiramisu, recht schlotzig mit Löffelbiskuit, Mascarpone, Eigelb und -schnee im Glas angerichtet. Auf den Espresso (1,90 Euro) und die Rechnung danach müssen wir allerdings wieder längere Zeit warten.

Dieter Braatz ist stellvertretender Chefredakteur

der Zeitschrift "Der Feinschmecker"

Dieter Braatz testet

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