In Eilbek entstehen zwölf Wohnungen plus ein Penthouse auf sechs Etagen

In keiner anderen deutschen Stadt stehen so viele Bunker wie in Hamburg: Relikte aus Kriegszeiten, graue Klötze aus Beton und Stahl, zwischen Wohnhäusern, neben Parks, an Straßenrändern. Heute sind noch rund 650 erhalten. Einer von ihnen soll nun umgebaut werden: der Hochbunker am Eilbeker Weg 126.

"Wir sind erfahren darin", sagt Claus Freudenberg, Mitinhaber des Bremer Architekturbüros Mielke + Freudenberg, "bisher haben wir fünf Bunker in Bremen und einen in Hannover umgebaut." In Eilbek sollen bis Spätsommer 2014 zwölf Wohnungen von 114 bis 144 Quadratmeter auf sechs Geschossen entstehen, dazu ein Penthouse. Die Quadratmeterpreise reichen von 3577 bis 4537 Euro.

"Dieser Bunker ist anders als die, mit denen wir es bisher zu tun hatten", sagt Freudenberg. "Hier müssen wir komplett entkernen, zugleich hat der Eilbeker Bunker tragende Innenwände, die nicht entfernt werden können."

Den ersten Bunker kaufte der Architekt Rainer Mielke 1998. "Dort baute ich eine Wohnung auf dem Dach, und meine Frau und ich zogen ein. Der Bunker blieb leer." Später entstand die Idee, eine Wohnung in den Bunker zu bauen - doch sie sollte nicht ganz und gar von dem dicken Betonbau umschlossen sein. "Wir haben Platz für große Fenster herausgeschnitten, sodass viel Licht hereinkommt", sagt Mielke. "Der Wohnraum hat rund 100 Quadratmeter, ist großzügig und offen, ähnelt einem Loft." Mittlerweile haben Mielke + Freudenberg zahlreiche weitere Umbauten dieser Art umgesetzt. "Wir arbeiten ein wenig wie Bildhauer, die eine Skulptur formen. Es steht schon etwas da, aus dem wir etwas heraus nehmen und Neues schaffen", sagt Mielke.

"Damit genug Licht in die Wohnungen kommt, wollen wir die Außenwände vorn zur Straße und hinten zum Garten größtenteils herausschneiden", sagt Freudenberg. "Die Seitenwände bleiben stehen, ebenso wie kleine Winkel. Es sieht dann so aus, als schäle sich ein neues Gebäude aus der alten Hülle heraus." Die anderen Häuser in der Umgebung seien überwiegend Nachkriegsbauten mit Putz- oder roten Klinkerfassaden, sagt der Architekt. "Dem wollten wir etwas entgegensetzen, deshalb werden die Erker bei unserem Gebäude ein wenig versetzt sein. Zudem planen wir Fassadenplatten in verschiedenen Farben, damit die Fläche lebendig wirkt."

Beide Architekten legen Wert auf den Kontrast zwischen Historie und Modernität. "Die Farbe der Betonwände belassen wir daher", sagt Freudenberg. Es stelle sich bei solch einem Bau immer die Frage nach dem Umgang, so Mielke: "Einerseits hat er einen negativen Aspekt durch die NS-Zeit, andererseits finden wir ein Material vor, das so nicht mehr herstellbar ist: 70 Jahre alter Beton, wettergegerbt, mit Moos bewachsen. Das kann man nicht alles abreißen. Es muss ein Stück Geschichte erhalten bleiben."