Maike Röttger, Geschäftsführerin von Plan International: Schon 28 Euro im Monat helfen

Ihr Blick auf das Weltgeschehen hat sich verändert, seit sie Geschäftsführerin des Kinderhilfswerks Plan International in Deutschland ist, das sein Büro in Hamburg hat. 20 Jahre lang war Maike Röttger, Jahrgang 1966, Redakteurin beim Abendblatt, erst Polizeireporterin, dann im Ressort Politik. Geschichte hatte sie studiert, neue deutsche Literatur und Sport. "1989 fiel die Mauer, und ich arbeitete in den Semesterferien in der Redaktion vom Abendblatt - so ging das los. Ich dachte, ich sitze doch nicht im Philosophenturm und schreibe irgendwas über Geschichte, wenn die hier gerade passiert."

Als Journalistin ist sie Berichterstatterin, möglichst nüchtern und kühl. "Jetzt, bei Plan Deutschland, bin ich von der Beobachterin zur Akteurin geworden." Beispiel Mali-Krise: "Beim Abendblatt wäre mein Fokus gewesen, warum diese Islamisten in Afrika so mächtig geworden sind, wer sie unterstützt. Jetzt sind meine ersten Gedanken: Was passiert mit den Kindern vor Ort, mit unseren Mitarbeitern und unseren Projekten, was bedeutet es, wenn dort die Flüchtlingsströme losgehen?"

Ihr Seitenwechsel im Oktober 2010 hat unterschiedliche Wurzeln. Eine war der Wunsch, nach 20 Jahren noch einmal Neues beginnen zu wollen. Eine andere die Reportage-Reise zu einem Plan-Projekt für die Kinder aidskranker Eltern in Uganda, das von dem selbst in Afrika lebenden Bestsellerautor Henning Mankell durch sein Buch "Ich sterbe, aber die Erinnerung lebt" unterstützt wird. Sie unterhält sich mit den an Aids erkrankten Müttern, die ihren Kindern Erinnerungsbücher schreiben für den Moment, in dem sie selbst sterben. Das hat sie sehr berührt, und sie war fasziniert von dieser einfachen Idee, die für die Kinder eine so große Hilfe ist. Maike Röttger hat mit ihrer Familie selbst drei Plan-Patenkinder - in Bangladesch, Äthiopien und Bolivien.

Als bald darauf eine Kommunikationschefin für Plan Deutschland gesucht wird, bewirbt sie sich und wagt den Sprung. Nur sechs Wochen später wird eine neue Geschäftsführerin gesucht, sie springt gleich noch einmal. In ihrer neuen Welt ist sie für mehr als 100 Mitarbeiter und 113 Millionen Euro Spendengelder verantwortlich. Plan Deutschland betreut mehr als 300.000 Patenschaften.

Die Patenkind-Idee bringt enge Verbindung und Verbindlichkeit zwischen Spendern und den Kindern in Entwicklungsländern. Paten und Patenkinder können sich Fotos und Briefe schicken. 28 Euro pro Monat kostet eine solche Patenschaft. "Wobei es wichtig ist zu sagen, dass das Geld nicht an einzelne Kinder fließt, sondern es sind ganze Gemeinden, mit denen wir gemeinsam vor Ort die Hilfsprojekte entwickeln, beispielsweise Gesundheit, Bildung, Schule, Mädchenförderung. Jedes Patenkind ist eine Art Botschafterin seiner Gemeinde."

Plan ist eine Kinderrechtsorganisation, sagt Maike Röttger. "Die Uno-Kinderrechtskonvention sichert jedem Kind das Recht zu, gesund aufzuwachsen, in die Schule zu gehen. Das Recht, sich frei zu entfalten." Sie weiß, was es bedeutet, wenn man das den Kindern erklärt - "die entwickeln so eine Kraft, die erzählen, in Brasilien etwa, weit draußen, ihren Eltern, die manchmal ihre Töchter an Trucker verkaufen: Wir wissen, was unser Recht ist - ich muss zur Schule gehen, mir muss es gut gehen." Nur ein Tropfen auf den heißen Stein? Maike Röttger ist sicher: "Langfristig verändert das die Gesellschaft."