Wer im Bewerbungsgespräch gefragt wird, ob er Kinder will, darf Nein sagen, egal wie seine wahre Meinung ist

Bis zu einem gewissen Punkt läuft das Vorstellungsgespräch wie geplant. Es geht um den alten Job, die Ausbildung, das Verhältnis zu den ehemaligen Kollegen: alles Themen, mit denen der Bewerber gerechnet hat. Doch dann auf einmal eine Frage, die den Jobsuchenden total verblüfft: "Planen Sie eigentlich demnächst ein Kind?" Fragen wie diese bringen Bewerber meist aus dem Konzept. Darf der Personaler das? Und selbst wenn nicht: Sollte man auf so eine private Frage antworten?

Fragen nach der Familienplanung sind rechtlich nicht erlaubt, sagt Martina Perreng vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). Auch nach der Parteizugehörigkeit, der Religion, der sexuellen Neigung oder der Gewerkschaftszugehörigkeit darf sich der Arbeitgeber nicht erkundigen. Fragen, die auf die Pflegebedürftigkeit der Eltern abzielen, sind ebenfalls unzulässig. "Der Kernbereich der Privatheit muss geschützt sein", sagt Perreng. Diese Informationen gehen den Arbeitgeber nichts an.

Werden Bewerber dennoch nach einem Tabuthema gefragt, dürften sie lügen. Vom Gesetz her sei das gedeckt, sagt die Arbeitsrechtlerin. Behauptet zum Beispiel eine Frau im Bewerbungsgespräch, sie sei nicht schwanger, ist das rechtlich in Ordnung. Und zwar selbst dann, wenn sie es zu dem Zeitpunkt tatsächlich doch ist - und wenige Monate später ein Kind bekommt. Wird nach dem Kinderwunsch gefragt, könnten Arbeitnehmer beispielsweise sagen: "Wissen Sie, momentan ist mir die Karriere wichtiger", empfiehlt Judith Engst, die einen Ratgeber zum Thema Bewerbungen geschrieben hat.

Jobsuchende sollten aus taktischen Gründen jedoch nur im äußersten Fall lügen. Denn kommt die Wahrheit ans Licht, ist das Vertrauensverhältnis zum Arbeitgeber oft ramponiert. Arbeitsrechtlerin Perreng rät, es von der Situation abhängig zu machen: Habe man das Gefühl, bei wahrheitsgemäßer Beantwortung den Job nicht zu bekommen, sollte man lügen. Judith Engst meint, dass Jobsuchende sich oft selbst ein Bein stellen. "Viele Leute geben sorglos im Netz Informationen preis", sagt sie.