Das Petit Bonheur ist ein neues französisches Restaurant unweit des Michels

Seit etwa vier Monaten hat Hamburg ein neues französisches Restaurant mit Weinbistrot, das Petit Bonheur, unweit des Michels. Frankophilen Gästen bietet das "kleine Glück" in Brasserie-Atmosphäre beliebte Klassiker wie Soupe à l'oignon, Zwiebelsuppe, ebenso wie feine Gerichte mit Loup de Mer und Rehrücken. Unser erster Besuch, das sei vorausgeschickt, war vielversprechend, nur die frischen Austern haben wir vermisst.

Beim Eintreten präsentiert sich das Petit Bonheur gar nicht klein, sondern hell und luftig. Um den ovalen Bartresen in der Mitte des Raumes stehen kleine weiß eingedeckte Zweiertische mit dunklen Holzstühlen unter großen Kronleuchtern. Die Gäste werden von Patron Ergün Uysal (früher im Tschebull) und Restaurantchef Frank Chemnitz (früher im Le Canard nouveau und bei Jörg Müller auf Sylt) herzlich begrüßt und zu ihrem Tisch geführt.

Küchenchef Anthony Bautista, der zuvor bei Jochen Kempf im Prinz Frederik gearbeitet hat, stellt sein Repertoire auf einer übersichtlichen Karte vor: vier Vorspeisen, drei Suppen, acht Hauptgerichte und sechs Desserts - mittags wie abends. Auf dem Speiseplan stehen Froschschenkel mit Weinkraut (13,80 Euro), Orientalische Linsensuppe (6,80 Euro), Ziegenkäseravioli mit Tomatenchutney (18,80 Euro), Rinderfilet mit Blumenkohlpüree (32 Euro), Crème brûlée (6,80 Euro) und eine kleine Käseplatte (9 Euro). Mittags empfiehlt sich als Aperitif der hervorragende Cidre (0,1 Liter 7,90 Euro), dazu gibt es helles und dunkles Baguette - knackfrisch - mit Butter.

Für den ersten Appetit bestellen wir eine Quiche Lorraine, den herzhaften lothringischen Zwiebelkuchen, mit Scheiben vom mageren Entenschinken und einer sanften Pistaziencreme (18 Euro). Danach schmeckt uns das sehr feine Parfait von der Gänsestopfleber, begleitet von einem Rote-Bete-Salat, Kürbiskernen und einem kross-weichen Brioche (16,80 Euro). Die Alternative dazu: zwölf Weinbergschnecken, zart im Fleisch, mit gelungenem Schalottenconfit, allerdings hätte dieser Gang etwas mehr Knoblauch haben dürfen (10,80 Euro). Als Hauptgang gefällt uns ein weiterer Bistro-Klassiker: gebratene Blutwurst mit Apfelkompott, Schmorzwiebeln und Kartoffelpüree. Die leicht geröstete Boudin noir erhält in der traditionellen Kombination mit Äpfeln, Zwiebeln und dem nicht zu fluffigen Kartoffelpüree die ideale Geschmacksbalance (16,80 Euro). Von der tagesaktuellen Schiefertafel probieren wir die Gänsekeule mit Feigenrotkohl und einer Scheibe vom Walnussknödel (22,80 Euro): Das Fleisch ist saftig und zart, die krosse Haut an einigen Stellen etwas verbrannt, aber der Rotkohl ist ein Genuss, denn die Feigen geben ihm eine fruchtige Süße.

Aus der Dessertabteilung bestellen wir - auf nachhaltige Empfehlung von Restaurantchef Frank Chemnitz - noch einen Klassiker: Crêpes Suzette (11,80 Euro). Der hauchdünne bretonische Eierpfannkuchen wird am Tisch zubereitet, mit Orangensaft aromatisiert und mit Orangenfilets sowie einer Kugel Vanilleeis serviert: Er ist eine Kaloriensünde wert.

Die Weinkarte (100 Positionen) im Petit Bonheur wird selbstverständlich von französischen Gewächsen dominiert, aber auch einige deutsche Weine von renommierten Winzern sind im Angebot. Der trockene Grauburgunder (0,2 Liter 7,50 Euro) passt gut zu den Vorspeisen, der Bordeaux Château Grand Bireau AOC (0,1 Liter 4,90 Euro) zur Gänsekeule und ein Côtes du Rhône (0,2 Liter 9,60 Euro) zur Boudin noir.

Dieter Braatz ist stellvertretender Chefredakteur

der Zeitschrift "Der Feinschmecker"

Dieter Braatz testet

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