Familie Zaune baute ein altes Haus um. Was sie dabei mit der Behörde erlebte, überrascht - positiv

Der Makler sagte: "Wenn Sie sich das wirklich antun wollen ..." Und als zwei Spaziergänger vor dem Haus, mittlerweile Baustelle, stehen blieben, hieß es: "Das müssen Verrückte sein. Oder Liebhaber."

Letzteres trifft es wohl ganz gut. Denn Ulrike und Steffen Zaune hatten sich schnell verguckt in dieses alte Haus im Quellental in Nienstedten. Um eine Villa, wie man jetzt wohl erwarten würde, handelt es sich aber keineswegs. Es ist ein kleines Doppelhaus, wohl um 1870 erbaut - so ganz genau weiß das niemand. "Hier haben früher Landarbeiter und Handwerker gelebt", erzählt Ulrike Zaune. Als die Textildesignerin und ihr Mann, der Ingenieur im Fahrzeugbau ist, 2010 das Grundstück zum ersten Mal betraten, war alles heruntergekommen: ein verwilderter Garten, ein Haus, in das seit Jahrzehnten nicht mehr investiert worden war. "Uns war natürlich klar, dass da viel Arbeit auf uns zukommt", sagt Ulrike Zaune. Und dann war da auch noch die Sache mit dem Denkmalschutz. Denn die Immobilie war ein "erkanntes Denkmal" - und das machte die Familie skeptisch. Denn es klingt nach teuer, bürokratisch, kompliziert. "Wir wussten vor allem nicht, was da alles auf uns zukommt."

Nach einer gemeinsamen Begehung mit einem Mitarbeiter des Denkmalschutzamtes war klar, dass die Zaunes nicht frei sein würden in ihren Entscheidungen. "Alles muss mit uns abgestimmt werden", hatte es geheißen. Doch dann begannen die positiven Überraschungen. "Das Amt hat uns wirklich gut beraten, das war ein Miteinander, kein Gegeneinander", resümiert Ulrike Zaune. Zum Beispiel? "Ich wollte gerne ein Bodenfenster haben." Das ging nicht, es mussten Sprossenfenster wie früher eingesetzt werden. "Aber in dem kleinen Anbau zum Garten, den wir machen durften, habe ich dann Bodenfenster bekommen", erzählt die 45-Jährige. Auch dass statt zweier steiler Stiegen jetzt eine normale Treppe ins Obergeschoss führt, war kein Problem.

Für die Denkmalschutzbehörde hat das Objekt eine besondere Bedeutung, weil es Häuser dieser Art kaum noch gibt. "Der Baustil ist noch in der Tradition der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts", sagt die Behördensprecherin Kristina Sassenscheidt. Im Gegensatz etwa zu den großen Einfamilienhäusern und Villen aus späterer Zeit, die prägend geworden sind. Vermutlich gehörte das Doppelhaus zum von Baron Caspar Voght gegründeten Gut, dessen Arbeiter dort gelebt haben dürften.

Seit April vergangenen Jahres wohnen Ulrike und Steffen Zaune mit den beiden Söhnen Kilian, 12, und Jonathan, 7, in dem Haus. Die Sanierung hatte mehr als ein Jahr gedauert - allein die Entrümpelung nahm drei Monate in Anspruch.

Hinter der alten Fassade steckt jetzt modernste Technik. Energetisch ist alles auf dem neuesten Stand. Zaune: "Das war uns besonders wichtig." Eine unangenehme Überraschung gab es natürlich auch. Die Sanierung des Dachstuhls war schwieriger, langwieriger - und teurer als geplant. Das meiste lief aber wunschgemäß, auch weil Architekt, Handwerker und Denkmalschützer gut zusammenarbeiteten. Mehrkosten verursachte der Denkmalschutz übrigens nicht. Denn der gesamte Sanierungsaufwand kann über einen Zeitraum von zwölf Jahren steuerlich abgeschrieben werden. "Das hält sich in der Tat die Waage", sagt Ulrike Zaune.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Und die Familie hat viele positive Reaktionen bekommen. "Viele Menschen bleiben stehen und sprechen uns an: 'Wie schön ist es, dass Sie dieses Haus nicht abgerissen, sondern erhalten haben.'" Das habe die Familie immer wieder bestärkt. Und ein wenig stolz macht es sie auch.