Margret Busch und Siegfried Jankowsky sind 84 Jahre alt - und finden ihr Glück

Daran, wie sehr sich die beiden mögen, kann es keinen Zweifel geben: Man sieht es daran, wie Margret ihren Siegfried anschaut, wenn er Geschichten erzählt. Und daran, wie Siegfried zwischen den Sätzen ihre Hand streichelt. Es ist dieser Zauber, der nur Verliebte umgibt. Egal, ob als Teenager oder wie jetzt mit 84. So alt sind Siegfried Jankowsky und Margret Busch nämlich. Ein altes junges Paar.

Beide leben in einem Seniorenheim von "Pflegen und Wohnen Hamburg". Dort haben sie sich an einem schönen Sommertag im vergangenen Jahr kennengelernt. "Wir saßen beide draußen in der Sonne. Und dann habe ich wohl etwas Lustiges gesagt", sagt Margret. "Jedenfalls hat er dann gelacht. Und dann war eigentlich gleich alles klar." Seit diesem Tag sind sie ein Paar.

Sie wissen, dass sie großes Glück gehabt haben. Auch an den Hochzeitsstatistiken lässt sich das ablesen. Sind es in den Jahren zwischen 55 und 65 noch knapp 750 Hamburger, die sich trauen, sind es bei den über 65-Jährigen nicht einmal mehr die Hälfte.

"Dass man sich in so hohem Alter noch mal verliebt, kommt selten vor", sagt auch "Pflegen und Wohnen"-Mitarbeiterin Sabine Celik. Bei den wenigen Fällen, die sie miterlebt hat, konnte sie die positiven Effekte verfolgen. Auch bei Siegfried und Margret. Nachdem Siegfrieds Frau starb, habe er zunächst viel geweint, mit den Gedanken war er in der Vergangenheit versunken. "Die Einsamkeit hätte mich kaputt gemacht", sagt er. Margret ging es ähnlich. Auch sie trauerte um ihren verstorbenen Ehemann. Seit dem Sommertag auf der Bank geht es beiden besser. Seitdem ist die Gegenwart wieder interessanter als die Vergangenheit. Bald sagte Siegfried zu seiner Tochter, die ihn regelmäßig besucht: "Du brauchst jetzt nicht mehr so oft zu kommen. Ich hab ja jetzt die Margret hier."

Margret und Siegfried haben ihre eigenen Zimmer, verleben die Tage aber so gut es geht gemeinsam. Morgens frühstücken sie zusammen. Danach gehen sie spazieren. Margret, die noch gut auf den Beinen ist, schiebt ihren neuen Partner oft durch den Park. Gern gehen sie zusammen Kaffee trinken und Eis essen. Abends machen sie es sich vor dem Fernseher gemütlich. Übereinander sprechen sie ihn den höchsten Tönen: Margret mag, dass Siegried "so gut zuhören kann", außerdem sei er ein "sehr attraktiver Mann". Umgekehrt schwärmt er von ihren "tollen Augen" und ihrem Humor.

Dennoch kommt ihre späte Liebe nicht überall gut an. Ein paar Heimbesucher haben sich sogar beim Pflegepersonal beschwert: "So etwas" müsse man doch unterbinden. Dass es viele Menschen gibt, die mit der späten Liebe ihre Probleme haben, weiß auch Dr. Hertha Richter-Appelt, die am Zentrum für Psychosoziale Medizin des Universitätsklinikums Eppendorf arbeitet: "Wenn alte Leute körperlichen Kontakt miteinander haben, löst das bei einigen Menschen Schamgefühle aus. Ähnlich, wie wenn sich Teenager berühren." Ein Umdenken wäre hier wünschenswert. Schließlich habe das Verliebtsein nachweislich positive Effekte auf Körper und Geist - bei jungen genauso wie bei alten Menschen.

So wie bei Siegfried Jankowsky und Margret Busch. Sie genießen ihr Glück, solange es beiden noch gut geht.