Viele sind zu klein, die meisten wärmen das Essen nur auf, Ausbau zu langsam

Elisabeth Jessen

In der Kantine der Stadtteilschule Am Hafen in der Neustadt duftet es nach Putengeschnetzeltem mit Reis. "Das Essen schmeckt gut, und es ist gesund", so das Urteil der Zehntklässlerin Nadja Hasher, die jeden Mittag in der Schule isst. In Mamma's Canteen, so der Name der Schulkantine, wird jeden Tag frisch gekocht. Es gibt für 3,50 Euro ein Gericht, dazu Salat oder Nachtisch.

"Von den 652 Schülern kommt etwa die Hälfte zum Mittagessen", sagt Dieter Lambrecht, Verwaltungsleiter der Stadtteilschule Am Hafen. Gegessen wird in zwei Schichten. Am zweiten Schulstandort in Altona gehen von 250 Schülern etwa 100 zum Mittagstisch, am dritten Standort auf St. Pauli kochen die Schüler selbst, von knapp 500 essen etwa 300 in der Mensa.

Die Stadtteilschule Am Hafen ist die positive Ausnahme: Nur an 63 der 283 staatlichen Schulen, die Mittagessen ausgeben, wird jeden Tag frisch gekocht. In nur 22 Prozent der Schulkantinen erhalten die Schüler also ihr Essen auf besonders Vitamine schonende Art. Das ist ein Ergebnis der Großen Anfrage der CDU-Bürgerschaftsfraktion rund um das Thema Schulessen.

An rund 60 Prozent der Standorte (169 Schulen) werden die Menüs angeliefert und vor Ort dann zum Teil über Stunden warm gehalten. An 51 Schulen wird gekühltes Essen aufgewärmt. Schon nach einer Stunde des Warmhaltens sind laut einer Studie der Hochschule Niederrhein 25 Prozent des Vitamins C verloren gegangen. "Mit dem flächendeckenden Ausbau der Ganztagsschulen hat der Staat die Verantwortung dafür übernommen, dass die Kinder so ernährt werden, dass sie gesund und leistungsfähig bleiben", sagt CDU-Schulexperte Robert Heinemann.

Die Schulbehörde knüpft den Bau der besonders teuren Produktionsküchen an Bedingungen: Es muss ein langfristiges und finanziell gesichertes Betriebskonzept vorliegen. Die Schule muss über eine große Zahl von Essern verfügen und mit Nachbarschulen kooperieren. "Für Produktionsküchen finden sich angesichts hoher Personalkosten selten Betreiber, zudem liefern Zubereitungsküchen sehr schmackhaftes Essen, wie ein Modellversuch mit der Otto-Gruppe jüngst gezeigt hat", sagt Schulsenator Ties Rabe (SPD).

Ein überraschendes Ergebnis der Senatsantwort ist die hohe Fluktuation bei den Caterern. Seit Sommer 2011 haben 65 Schulen (rund 23 Prozent) den Kantinenbetreiber gewechselt. Allein in 17 Fällen waren die Esser mit der Qualität der Mahlzeiten unzufrieden. Aber es gab auch wirtschaftliche Gründe wie die Insolvenz des Anbieters, geänderte Vertragsbedingungen oder schlicht die gestiegene Zahl der Essen.

Die Kosten betragen zum größten Teil zwischen 3 und 3,50 Euro pro Mahlzeit. Aber es gibt Ausreißer: An der Grundschule St. Pauli und den Schulen Billwerder Straße (Lohbrügge) und Schwarzenbergstraße (Harburg) zahlen Schüler 1,50 Euro, an der Schule Dempwolffstraße (Eißendorf) nur einen Euro. Dagegen kostet ein Essen an der Schule Strenge (Wellingsbüttel) 4,20 Euro und am Walddörfer-Gymnasium (Volksdorf) sogar 4,30 Euro.