Am alten Güterbahnhof sollen Wohnungen in viergeschossigen Gebäuden entstehen

Nachhaltiges Bauen ist mehr, als nur Energie zu sparen. "Das fängt bereits beim Baumaterial an", sagt Neil Winstanley vom Hamburger Büro SpineArchitects. Der Architekt muss es wissen, denn gemeinsam mit seinem Team realisiert er Hamburgs erste mehrgeschossige Wohnbauten in Holzmassivbauweise. Statt Mauerwerk und Stahlbeton kommt Brettsperrholz zum Einsatz.

Winstanley selbst wird zu den künftigen Bewohnern zählen. Er gehört der Baugemeinschaft Plan_A an, die auf einem Grundstück am alten Güterbahnhof in Barmbek ihren Traum vom familienfreundlichen Wohnen in drei kubischen viergeschossigen Gebäuden umsetzt. Insgesamt entstehen elf Wohnungen. "Wir wollten mit einem natürlichen nachwachsenden Material bauen." Außerdem seien ihm wegen der im Bebauungsplan festgelegten Außenmaße schlanke Wandquerschnitte wichtig. "Und das geht am besten mit Holz", wie der Architekt hervorhebt.

Auch zentrale Themen wie Schall- und Brandschutz lassen sich im Holzmassivbau problemlos regeln. Um Schallschutzauflagen erfüllen zu können, werden die Wände akustisch von den Decken getrennt. Damit es einem Feuer standhalten kann, wird das Material auf "Abbrand" bemessen, denn Holz verkohlt in einer kalkulierbaren Geschwindigkeit.

So öffnen sich auch langsam die Behörden für die innovativen Gebäude. Erfreulich für die Bauherren: Auch die Bauzeiten werden kürzer. Im Falle der Barmbeker Mehrfamilienhäuser rechnet man für den Holzbauteil mit zwei Wochen Aufstellzeit pro Haus. Möglich wird das durch ein hohes Maß an industrieller Vorfertigung. "Die Bauteile werden direkt in der Fabrik mit computergesteuerten Maschinen hergestellt und als gesamte Wand auf die Baustelle gebracht. Derzeit gibt es in ganz Deutschland allerdings nur fünf Hersteller", sagt Jonas Lencer. Der norddeutsche Architekt arbeitet derzeit im Londoner Büro dRMM. Die kreativen Köpfe des internationalen Architekten-Teams haben in den vergangenen Jahren zahlreiche Holzmassivbauten vom kleinteiligen Experiment bis zum urbanen Investorenbau realisiert.

Lencer begeistern vor allem die statischen Eigenschaften des Materials: "Den Anforderungen moderner Architektur mit weiten Öffnungen, Wandvorsprüngen und dem Einsatz von Wandscheiben kommt das Brettsperrholz sehr entgegen. Zudem ist es auch bei Feuchtigkeitsänderungen sehr formstabil." Dazu kommt die besondere Wohnqualität von Holzgebäuden. Darauf freuen sich auch Architekt Winstanley und seine Baugemeinschaft: "Wir erwarten eine große Behaglichkeit in den Häusern, denn Holz ist ein guter Isolator und lässt keine Kältebrücken zu."