Mit freien Tagen ist das so eine Sache. Zunächst klingt das wirklich toll. Da erzählen dann alle davon, wie sie Bücher lesen werden. Dazu Tee trinken und die Füße hochlegen. Zwischendurch höchstens mal ein Spaziergang, vielleicht ein Saunabesuch. Süßes Nichtstun. Das sollte man sich besser schriftlich geben lassen. Denn: Kurz bevor es dann wirklich losgeht mit dem Urlaub, klingen die freien Tage ganz plötzlich nach Höchststrafe. Man hat zwar frei, aber...

Dieses "Aber" leitet in der Regel eine wilde Aufzählung irgendwelcher Tätigkeiten ein, die beweisen sollen, dass Freizeit alles ist - aber bestimmt kein Spaß: Sich ums neue Brillengestell kümmern, zur Packstation, Kühlfach enteisen, neue Fahrradreifen, Schuhe vom Schuster, Fenster putzen, Garten, Schwiegereltern, Regal reparieren, Abfluss reinigen, Bank, Arzttermin machen, zum Mond fliegen, die Welt retten. Wenn man dann noch irgendwas mit Steuern erzählt, will garantiert keiner mehr tauschen.

Warum erzählen wir so einen Unsinn? Alles Psychologie. Irgendwie scheint vielen unwohl dabei zu sein, dass Freunde und Kollegen einen vorm inneren Auge sehen könnten, wie man mit zerbeulter Jogginghose das Sofa vollkrümelt, sieben Simpsons-Folgen hintereinaner schaut und erst abends das erste Mal das Haus verlässt, um sich ein halbes Hähnchen zu holen. Außerdem: Wer erzählt, wie herrlich die faulen Tage waren, muss auch mit den Konsequenzen leben. Der darf dann nicht mehr klagen, müsste am Ende die Arbeit erledigen, die die vollkommen urlaubsreifen Kollegen nicht mehr schaffen. Schließlich hatte man gerade frei. So wie ich. Ganze drei Tage. Wie es war? Ach, eigentlich wie immer. Natürlich der pure Stress.