Bezirk will Wanderweg entlang der Stellau. Doch Eigentümer weigern sich zu verkaufen

Die Stellau ist kaum mehr als ein Bach, an dem ein matschiger Fußweg entlangführt. Ab und zu gehen umliegende Hundebesitzer dort Gassi, ansonsten wird der Weg wenig genutzt. Der Bezirk Wandsbek will das ändern. Mit dem Bebauungsplan Rahlstedt 127 soll der kleine Fluss künftig "erlebbar" werden und ein drei Meter breiter Weg an dem Nebenarm der Wandse Fußgänger und Radfahrer anlocken. Die steile Uferböschung, die heute bei Vielwasser ausgespült wird, soll auf fünf Meter verbreitert und mit einheimischen Pflanzen zum Biotop werden. Kurzum: Die Menschen sollen mehr von dem kleinen Fluss haben. Eigentlich eine gute Idee - aber nicht für alle.

Dort, wo später der Wanderweg an der Stellau entlangführen soll, liegen heute zum Großteil gepflegte Gärten. 2600 Quadratmeter Privatgelände, so weist es der Bezirk aus, müssten den Eigentümern "abgekauft" werden. Die Anwohner jedoch befürchten, dass ihre Grundstücke sogar enteignet werden könnten. Der Bezirk weist das als "reine Spekulation" zurück, aber die Sorge der Betroffenen bleibt.

Stephan Künzle hat sich deshalb bereits einen Anwalt genommen. Künzle und seine Familie sind von den Plänen besonders betroffen. Ihnen würden mehrere Hundert Quadratmeter Garten durch den Umbau verloren gehen. Das will die Familie nicht hinnehmen und hat sich mit rund 25 anderen betroffenen Rahlstedtern zusammengeschlossen. Hannchen Lemcke ist eine der treibenden Kräfte des Bürgerprotestes. Mit ihrem Mann bewohnt sie ein Grundstück, das direkt an die Stellau grenzt. Lediglich ein Zaun und der matschige Fußweg liegen zwischen dem Garten der Lemckes und dem kleinen Fluss. Nach den Plänen des Bezirks sollen es künftig acht Meter sein. "Wir hätten Qualitäts- und Werteinbußen in Höhe von 35.000 Euro", sagt Lemcke. Seit sie im Ruhestand sei, habe sie alle ihre Liebe in den Garten gesteckt. "Wir sind nicht bereit, auch nur einen Quadratmeter abzugeben."

Das Argument der bezirklichen Planer, dass die Stellau aufgewertet würde, kann sie nicht nachvollziehen. "Wir finden, hier ist Idylle und Biotop genug." Hannchen Lemcke hat gegen den Bebauungsplan mobil gemacht. Die größte Aufgabe habe darin bestanden, die Nachbarn darauf aufmerksam zu machen, dass ihre Grundstücke betroffen sein könnten. "Wir sind ja nicht informiert worden", beklagt Lemcke. Dass der Bebauungsplan von Ende November bis Anfang Januar im Bezirksamt ausgelegen hat, habe sie nur beiläufig erfahren. Hier haben betroffene Bürger die Möglichkeit, Einspruch gegen die Pläne einzulegen. "Im Rahmen der öffentlichen Auslegung sind über 70 Stellungnahmen eingegangen", sagt Ulrike Nowicki, Sprecherin des Bezirksamts Wandsbek. Im nächsten Schritt wird das Amt die Stellungnahmen auswerten und der Bezirksversammlung Vorschläge machen, welche Anmerkungen in den Plan eingearbeitet werden können und welche abgelehnt werden sollten.