Die Nachfrage nach Tätowierungen in Hamburg nimmt zu. Und damit auch die Zahl der Studios

In den Händen von Sven Elvis Jensen surrt Cheyenne. Mit 50.000 bis 150.000 Stichen in der Minute ritzt die Tätowiermaschine die Farbe in die Haut von Janina Prahs. Schmetterlinge und "Take these broken wings and learn to fly" lässt sich die 24-Jährige auf ihre rechte Bauchhälfte schreiben. Sie hat auf einer weißen Liege bei Hamburg City Ink in Eimsbüttel Platz genommen. Rund anderthalb Stunden setzt sich Prahs den Nadelstichen aus, Schmerzen empfindet sie dabei allerdings kaum.

Vor allem bei jungen Frauen sind die bunten Bilder beliebt. Zwölf Millionen Deutsche haben sich für die Kunst entschieden, die unter die Haut geht, rechneten Experten der Tattoo- und Piercing-Organisationen für den Gesundheitsausschuss des Bundestages aus. Zwei Millionen Tätowierungen und acht Millionen Piercings kommen demnach pro Jahr hinzu. Und auch die Zahl der Anbieter steigt. Bei der Handelskammer Hamburg waren im Jahr 2006 lediglich 38 Tätowierstuben notiert. Jetzt sind dort 128 Tätowierer und Piercer eingetragen. Seit Sommer vergangenen Jahres ist Hamburg City Ink am Markt. "Es gibt keinen anderen Wirtschaftsbereich, der sich in den vergangenen 20 Jahren so verändert hat", sagt Chefin Stefanie Sohrt.

Gab es die Stiche unter die Haut früher nur auf dem Kiez, dehnen sich die Läden mittlerweile über das Stadtgebiet aus. Weil die 43-Jährige in vielen Studios die Sauberkeit der Räume, die fehlende Intimsphäre und das Erscheinungsbild der Tätowierer bemängelte, entschloss sich die Werbekauffrau schließlich, selbst ein Unternehmen zu betreiben. Sie stellt die Räume zur Verfügung, die Tätowierer mieten können. Mittlerweile hat sie fünf Mieter, vier Tätowierer sowie einen Piercer.

Die Tätowierer arbeiten auf eigene Rechnung, müssen sich aber an die Standards halten. "Minderjährige als Kunden lehnen wir ab, wir machen keine Tätowierungen im Gesicht und Intimbereich, politische Symbole sind bei uns tabu", sagt Sohrt.

Wer den Körperschmuck auf der Haut tragen möchte, muss in dem Eimsbütteler Tattoostudio beispielsweise mindestens 75 Euro investieren. Große Hautbilder kosten aber auch mal vierstellige Summen.