Vor 25 Jahren gründete Erwin Möller ein Archiv, das die Geschichte des Stadtteils erzählt

Die Sammelleidenschaft muss tief drinstecken in Erwin Möller. Ebenso wie der Wunsch, so viel wie möglich über seine Heimat zu erfahren, aufzuspüren, was vergessen ist, die Erinnerung zu bewahren. Diesem Ziel hat er inzwischen 25 Jahre seines Lebens gewidmet und in seinem Reihenhaus im Norden Langenhorns ein beeindruckendes Stadtteilarchiv aufgebaut.

Dabei fing alles ganz unverfänglich mit ein paar alten Postkarten und vergilbten Fotos an, die dem Elektromeister Mitte der 80er-Jahre in die Hände fielen. Aufnahmen, die das alte Langenhorn zeigten und von denen es doch irgendwo noch viel mehr geben musste. Doch seine Nachfrage beim Bürger- und Heimatverein war ernüchternd. Es gab kein Archiv und auch niemanden, der eines anlegen wollte. Also nahm Möller die Sache selbst in die Hand.

Die Landesbildstelle und das Hamburgische Staatsarchiv waren erste Anlaufstationen, im April 1990 zeigte er erstmals großformatige Fotos auf geliehenen Stellwänden und suchte in der kargen Freizeit überall nach Bildern, Büchern, Karten. Mal auf staubigen Dachböden, mal auf Flohmärkten.

Erwin Möller, das wird bei einem Besuch in seinem perfekt aufgeräumten Haus an der Fibigerstraße sofort klar, ist ein Meister der Organisation. Knappe acht Quadratmeter nur misst sein Büro, das er im ersten Stock eingerichtet hat. Hier lagern in Regalen, Schränken und Abseiten Tausende Fotos, Postkarten, Flurkarten, Bücher, aber nicht eine einzige Büroklammer liegt einfach so herum. Hier hat alles ein System, und was Möller nicht ohnehin im Kopf hat, findet sich auf seinen zwei Rechnern. Auf ihnen ist alles katalogisiert, was er in einem Vierteljahrhundert zusammentragen konnte. Welche Gaststätten es 1932 an der Langenhorner Chaussee gab? Drei Mausklicks, schon blinkt die Antwort auf - und als Bonus gibt es Archivnummern, mit denen sich sofort die entsprechenden Fotos inmitten der Ordner- und Albenmeter finden lassen. Und fast nebenbei präsentiert er eine Kiste "Langenhorner Roller"-Zigarren oder Adressbücher aus den 20er-Jahren, die ihn einst zwischen 200 und 250 Mark pro Stück gekostet haben.

Wobei: Über Geld redet er nicht gern. "Das gibt nur Unruhe", sagt er lächelnd und mit Blick auf seine Frau Margret, mit der er seit 1983 verheiratet ist und zwei Kinder hat.

Eine Frage nur treibt den 77-Jährigen manchmal um, die nach einem Nachfolger, der seine Arbeit fortsetzt. Bisher hat er noch niemanden gefunden, jeder, der Interesse zeigte, wollte irgendwann wissen, was mit solch einem Archiv zu verdienen sei. "Gar nichts", musste Erwin Möller dann jedes Mal antworten.

Das Stadtteilarchiv Langenhorn an der Fibigerstraße 332 ist nach Anmeldung (Tel. 531 14 83 oder langenhorn-archiv@t-online.de) öffentlich zugänglich.