Christian von der Heide entwirft Flakons für die Burlesque-Tänzerin Dita von Teese

Das schwarze Zeichenbuch und der Füller - zwei Dinge, die Christian von der Heide nie zu Hause liegen lässt. Denn wenn er eine Idee hat, holt er rasch das Büchlein hervor und konserviert seine Gedanken. Egal, wo er gerade ist.

"Die Initialzündung, also die erste Idee zur Gestaltung eines Produkts, ist meist die beste. Oft sehe ich mir eine fertige Arbeit an und stelle fest, dass es den allerersten Skizzen doch sehr ähnelt", sagt der Produkt- und Verpackungsdesigner. Gerade hat er zum zweiten Mal einen Flakon für ein Parfüm der Burlesque-Tänzerin Dita von Teese entworfen. Der erste Duft der Amerikanerin, für den von der Heide ebenfalls das Fläschchen und die Verpackung kreierte, wurde mit dem Deutschen Parfümpreis Duftstars 2012 ausgezeichnet.

Christian von der Heide sitzt an einem robusten Holztisch in seiner Winterhuder Altbauwohnung. Er trägt eine schlichte graue Weste, darunter ein weißes Hemd. Die Ärmel hat er hochgekrempelt, sodass seine flächendeckenden Tattoos auf den Armen gut sichtbar sind. Sie zeigen Bilder des französischen Grafikers Gustave Doré. Buntes trägt er nur an den Füßen - in Form von Turnschuhen.

Lächelnd erzählt der 33-Jährige von der Zusammenarbeit mit Dita von Teese. Berichtet von einem ersten Treffen mit der Ex-Frau des Rockers Marilyn Manson und ihrem Management in einem Schloss bei Paris. "Dita ist Perfektionistin und hat sich jeden Entwurf genau angesehen. Sie ist sehr detailverliebt und probiert vieles so lange aus, bis es ihr auch wirklich gefällt."

Entstanden ist am Ende ein roter Flakon für das Parfüm "Rouge". In seiner kantigen Form erinnert er an einen Edelstein, einen Rubin. "Mir war es wichtig, Ditas Stärke und Selbstbewusstsein zu zeigen", erklärt der Designer. Genau wie der erste Flakon, den von der Heide im Vorjahr für von Teese entwarf, soll auch dieser eine Hommage an die 1930er-Jahre sein. Das Interesse für dieses Zeitalter ist eine Gemeinsamkeit des Kreativen und der Stilikone.

"Mich fasziniert die Strenge und Eleganz dieser Zeit. Und auch die Ironie, die die Werke dieser Epoche zeigen. Da werden zum Beispiel Frauen besonders groß, schlank und mit einer extremen Taille gezeigt", begründet von der Heide seine Faszination.

Die Karriere des gebürtigen Hamburgers begann an der Akademie JAK. Hier begann er ein Modedesignstudium, das er jedoch nie zu Ende brachte. Neben der Uni hatte er einen Job bei dem namhaften Designer Peter Schmidt. Plötzlich entwarf er Wasserflaschen und Verpackungen für Katzenfutter statt modischer Kleidung. Doch genau das war es, was der junge Designer wollte. "Bei Peter Schmidt konnte ich so viel lernen und habe Einblicke in so viele verschiedene Bereiche erhalten. Das hat mich einfach mehr erfüllt als das Studium", sagt von der Heide.

Nachdem Designer Peter Schmidt sein Unternehmen verkauft hatte, fingen die beiden Designer ein neues gemeinsames Projekt an. Sie mieteten ein Atelier und waren von nun an Partner auf Augenhöhe.

Die beiden entwarfen unter anderem ein neues Logo für die Münchner Philharmoniker und überarbeiteten das Aussehen des Flakons des legendären Kölner Duftwässerchens 4711. Vor drei Jahren trennten sich dann die Wege der beiden Kreativen. "Ich habe so viel von ihm gelernt. Aber es ist so wie mit den eigenen Eltern: Irgendwann ist man erwachsen und zieht zu Hause aus", erklärt von Heide die Entscheidung über seine "Abnabelung", wie er es nennt.

Seine Ideen setzt Christian von der Heide mithilfe seiner Mitarbeiter nun seit 2010 in einem Atelier an der Koppel in St. Georg um. Oft arbeitet er aber auch in Berlin, wo er eine weitere Wohnung besitzt. Doch als gebürtiger Hamburger versteht es sich für ihn von selbst, dass ein Umzug niemals infrage käme. "Ich finde es wirklich sehr schade, dass so viele Kreative in die Hauptstadt abwandern. Dabei ist Hamburg so inspirierend. Die Schönheit der Stadt kommt meiner Arbeit zugute", sagt Christian von der Heide.