Gymnasium Hamm: Bußgeld fürs Zuspätkommen, Handyverbot, Briefe nach Hause

Viele Hamburger Schulen bemühen sich um mehr Disziplin und klare Regeln im Miteinander, doch keine Schule geht dabei so konsequent vor wie das Gymnasium Hamm.

Wer an der Schule im Hamburger Osten morgens auch nur eine Minute zu spät zum Unterricht erscheint, der darf an der ersten Stunde nicht mehr teilnehmen, sondern muss ins Verspätungszimmer gehen. Kommt das dreimal vor, gibt es einen Brief an die Eltern. Und wer sechsmal zu spät kommt, muss sogar ein Bußgeld bezahlen. Je nach Alter der Kinder und mit der Rechtsabteilung der Schulbehörde abgestimmt, werden zwischen 50 und 120 Euro fällig. Die Höhe ist so bemessen, dass die Kinder die Strafe auch von ihrem Taschengeld abstottern können. Sechs bis sieben solcher Verfahren zählt die Schule im Halbjahr.

Pünktlichkeit ist nur eine von vielen Regeln, die das Gymnasium aufstellt und mittels Sanktionen auch durchsetzt. Mit Erfolg: Seit die Vorgaben vor zweieinhalb Jahren eingeführt wurden, haben sich das Lernklima und die Disziplin stark verbessert, findet nicht nur Schulleiter Sven Kertelhein. Auch die meisten Eltern sind seiner Meinung.

Mit ihren Regeln will die Schule zu einem Verhalten erziehen, das nach Überzeugung des Kollegiums auch künftige Arbeitgeber von den Schülern erwarten. So werden vergessene Hausaufgaben oder Arbeitsmaterialien mit roten Punkten im Schülerbuch vermerkt. Bei drei Verstößen bekommen die Eltern einen Brief und werden zum Gespräch eingeladen. Mittlerweile haben die meisten Schüler ihre Sachen dabei. Auch gegen die eigenmächtige Ausdehnung der Ferien, ein Problem an vielen Hamburger Schulen, geht das Gymnasium Hamm energisch vor. Erst gibt es einen Brief nach Hause; bleibt eine Reaktion aus, folgt eine Geldbuße.

Handys müssen auf dem ganzen Schulgelände ausgeschaltet bleiben. Bei Verstößen werden sie eingesammelt und sind am nächsten Tag beim Schulleiter persönlich abzuholen. Die Lehrer wollten die Handynutzung ursprünglich nur einschränken. Doch es waren die Eltern, die sich überraschend für die schärfere Regelung starkmachten. Rigoros ist das Gymnasium auch bei der Teilnahme am Schwimmunterricht und an Klassenreisen, die die Schulpflicht vorschreibt. Im Zweifelsfall werden Kinder trotz Attests zum Schularzt geschickt, auch ein Zwangsgeld droht.

Vor allem aber setzt die Schule auf den Dialog mit Kindern und Eltern. Das sei mühsam, lohne sich aber, sagen die Lehrer, die sich nicht als Hardliner sehen. "Wir werden oft auf unsere Regeln als etwas Besonderes angesprochen", sagt Kertelhein. "Das wundert uns, denn wir machen nichts anderes als das, was im Schulgesetz vorgesehen ist."

Schulsenator Ties Rabe (SPD), der früher als Lehrer unterrichtet hat, begrüßt klare Regeln an der Schule: "Sie geben beim Lernen und bei der persönlichen Entwicklung Halt und Orientierung. Entscheidend ist, dass die Schule sorgfältig und pädagogisch angemessen auf die Einhaltung der Regeln achtet und Schüler und Eltern mit einbezieht." Das Schulgesetz und Verordnungen ermöglichten jeder Schule, den pädagogisch richtigen Weg zu gehen.

In seltener Übereinstimmung mit dem Schulsenator weist auch Walter Scheuerl von der Initiative "Wir wollen lernen" auf die Wichtigkeit von Regeln hin. "Kinder und Jugendliche brauchen und wollen klare und verlässliche Regeln - nicht erst in der Schule, sondern schon früher", so Scheuerl. Das würde ihnen dabei helfen, kreativer und leistungsfähiger zu werden.

Gerade an den weiterführenden Schulen sei wichtig, dass die Lehrer an einem Strang zögen, wenn es um das Durchsetzen von Regeln gehe. "Jugendliche loten ihre Grenzen aus, darauf müssen alle Lehrer in gleicher Weise reagieren." Welche Sanktionen für die Übertretung von Schulregeln in der Schulkonferenz beschlossen würden, sei Sache der Schulkonferenz. Bei finanziellen Strafen drohe allerdings die Gefahr von "Wohlstandsverwahrlosung". "Bußgelder haben den Nachteil, dass Kinder wohlhabender Eltern es cool finden könnten, sich ein Zuspätkommen zu erkaufen", gibt Scheuerl zu bedenken. Als Alternative schlägt er vor: Wer zu spät kommt, muss am nächsten Tag zur Frühstunde.