Ralf Ziegenbalg will den Stadtteil näher an die Bille rücken und Platz für 1200 Wohnungen schaffen

Ralf Ziegenbalg ist überzeugter Billstedter und möchte dazu beitragen, den Stadtteil attraktiver zu machen. Seine Vision: Billstedt soll wieder an die Bille rücken. Die Bürger sollen nicht nur Zugang zum Wasser haben, sondern da sogar wohnen können.

Zunächst erscheint das abwegig, denn Bille und Stadtteil werden gleich durch zwei Verkehrsschneisen voneinander getrennt - die Billstedter Hauptstraße und die Bundesstraße 5. Ziegenbalg hat aber konkrete Vorstellungen, wie sich seine Idee realisieren lässt: Die Billstedter Hauptstraße soll dauerhaft auf zwei Spuren zurückgebaut werden (momentan läuft eine Testphase), die B 5 auf einer Länge von einem Kilometer überdeckelt werden.

Nun ist Ziegenbalg kein Stadtplaner, sondern arbeitet in der Informationstechnologie. Um das Projekt besser vermitteln zu können, ließ Ziegenbalg von Jens Maas, einem Diplomingenieur, ein Stadtmodell bauen. Das Modell steht in der Bücherhalle am Billstedter Markt. Detailgenau sind dort der Stadtkern von Billstedt, die Bille und das gegenüberliegende Billbrooker Ufer dargestellt. Zwischen Moorfleeter Straße und Spökelberg ist die B 5 von der Bildfläche verschwunden. Stattdessen stehen oben an der Geestkante, an der Bille und am anderen Ufer Häuserzeilen. "Das sind alles Häuser, die gebaut werden könnten, wenn die B 5 überdeckelt würde", sagt Jens Maas. 1200 Wohnungen könnten entstehen.

Am Billbrooker Ufer befindet sich jetzt noch Gewerbe. Ziegenbalg könnte sich hier ein Mischgebiet aus Wohnen und Gewerbe vorstellen. Auf dem Deckel soll ein begrünter Boulevard entstehen - mit genügend Platz für Fußgänger, Radfahrer und Autostellplätze. Der Gesamtbetrag für die Überdeckelung der Billstedter Schnellstraße würde weniger als 150 Millionen Euro betragen, hat Ziegenbalg ausgerechnet. Bei einer Beteiligung des Bundes von 60 Prozent bliebe ein Kostenanteil für Hamburg von 60 Millionen Euro, der durch den Verkauf von Flächen um etwa 14 Millionen Euro reduziert werden könnte. Bliebe eine Finanzierungslücke von weniger als 46 Millionen Euro.

Die Städtebauexperten des Bezirks sind bereits auf das Projekt aufmerksam geworden. "Unser Ziel ist es, Billstedt mittelfristig zu einem attraktiven Wohnstadtteil zu machen", sagt Michael Mathe vom Fachamt für Stadt- und Landschaftsplanung. Der Bau von Wohnungen ließe sich aber nicht ohne Weiteres umsetzen. Grund sei das ausgewiesene Industriegebiet auf der Billbrooker Seite. Noch gelte Bestandsschutz für das Gebiet. Um Ziegenbalgs Idee realisieren zu können, müsste der Bebauungsplan geändert werden.