Kapitän Torben Hass bringt Passagiere und Ladung von Hamburg zur Insel

Ein alter Holzherd bollert in der Kombüse der "Undine von Hamburg", auf dem Tisch dampfen drei Becher mit heißem Kaffee. Ein Seglermesser liegt daneben, Schlauchschellen, Zangen, ein Baumarkt-Katalog. Man befinde sich eben in der Ausrüstungsphase, sagt Kapitän Torben Hass. Noch liegt der 37 Meter lange Gaffelschoner an seinem alten Liegeplatz am Reiherstieg, wo er viele Jahre dem Jugendhilfeverein Gangway diente. Hass hat den Frachtsegler übernommen.

Im Februar startet Hass einen Liniendienst zwischen Sylt und Hamburg. Im Sommer soll es jede Woche zwei Abfahrten in Hamburg geben für den Pendeldienst unter Segeln.

Im Sommer vergangenen Jahres hat die bereits 1931 gebaute "Undine" ihre neue Klasse vom "Schiffs-TÜV", dem Germanischen Lloyd, bekommen und ist damit für die weltweite Fahrt zugelassen. Anders als normale Traditionssegler ist sie zudem als reguläres Frachtschiff im deutschen Schiffsregister eingetragen. "Das einzige segelnde Frachtschiff Deutschlands", wie Hass sagt. Bis zu acht Passagiere will er künftig bei der knapp 15-stündigen Fahrt auf der Elbe und durchs Wattenmeer mitnehmen. Frachtschiffreisen eben.

Die Kojen vorne am Bug wirken eng, aber gemütlich. Hier haben früher Matrosen, später schwer erziehbare Jugendliche geschlafen. Schwer liegen die aufgestauten Segel an den Bäumen des Zweimasters, eine Fock ist angeschlagen, 420 Quadratmeter können gesetzt werden. Bei Flaute kommt eine uralte, 120 PS starke Maschine zum Einsatz. Zwei Crewmitglieder rucken die Tampen zurecht. Mit zwei bis vier Mann will er künftig unterwegs sein.

Die Idee der Frachtsegelei trägt der 37-Jährige schon lange mit sich. Als kleiner Junge hörte er die Geschichten über seine Urgroßmutter, die auf der damaligen Familienwerft gegenüber von Over bei Harburg morgens noch Holz-Ewer kalfatert (Fugen geteert) habe - und abends seine Großmutter zur Welt brachte. Schiffe und Segeln prägten den sportlichen Nautiker weiter: Er ging zur Marine, wurde Offizier und war zuletzt einige Jahre als Segeloffizier auf der "Gorch Fock". In Cuxhaven machte er auch seine zivilen Patente, fuhr als Offizier und Kapitän auf Tankern.

Dann wurde er Vater einer Tochter. Das war vor zweieinhalb Jahren, und der inzwischen in Flensburg wohnende Hass suchte sich einen "Landjob". Er wurde nautischer Sachverständiger beim Deutschen Seglerverband. Als er dann hörte, dass "Gangway" ihr maritimes "Undine"-Projekt aufgeben und das Schiff verkaufen will, erinnerte er sich wieder an seine alte Idee mit segelnden Frachtschiffen.

Mit modernen Segelsystemen hätten solche Schiffe heute durchaus eine Chance, sagt er. Das will er nun mit der neuen Hamburg-Sylt-Linie zeigen. Für Passagiere wird eine Fahrt jeweils etwa 100 Euro kosten. Weitere Infos unter: www.windjammer-shipping.de