Bundesländer sollen Kosten der Ökostrom-Förderung untereinander ausgleichen

Düsseldorf. Nach dem Klagebeschluss der bayerischen Landesregierung gegen den Länderfinanzausgleich fordert Nordrhein-Westfalen jetzt von Bayern mehr Geld für die Energiewende. NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) verlangte einen größeren Beitrag von Bundesländern wie Bayern, die besonders stark von der Förderung von Ökostrom aus Sonnen- und Windenergie profitieren. "Es kann nicht sein, dass die Haushalte in NRW die Flut der Solaranlagen auf den bayerischen Dächern fast alleine bezahlen müssen", kritisierte Duin in der "Rheinischen Post". Es müsse einen bundesweiten Ausgleich für die Kosten der Energiewende geben und eine Entlastung der Stromkunden in NRW.

Nach Berechnungen des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) flossen über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) allein im vergangenen Jahr 1,1 Milliarden Euro nach Bayern. NRW machte dagegen ein Minus von 2,25 Milliarden Euro, weil es weniger Förderung erhielt als die Verbraucher an EEG-Umlage über ihre Stromrechnung bezahlten. Mit dem Aufschlag auf den Strompreis wird Ökostrom aus erneuerbaren Energien gefördert. Das Geld geht an Betreiber von Windparks, Fotovoltaikanlagen oder Biogasanlagen.

Duin bereitet derzeit eine Initiative vor, mit der er regionale Ungerechtigkeiten korrigieren will. Ein Sprecher des Wirtschafts- und Energieministeriums in Düsseldorf sagte, konkrete Schritte gebe es dafür aber noch nicht. Klar sei, dass das am stärksten belastete Bundesland gegen diesen Missstand vorgehen werde. Laut Zeitungsbericht plädiert Duin dafür, zehn Prozent aus der EEG-Umlage in die energetische Umrüstung von Wohngebäuden zu stecken. Dann könnten auch Mieter von geringeren Heizkosten profitieren. Bisher sieht der Minister vor allem Wohlhabende als Gewinner der Subvention, die sich zusätzlich zum Eigenheim noch eine Solaranlage leisten könnten.

Die EEG-Umlage kostet den Verbraucher derzeit 3,59 Cent pro Kilowattstunde. Es wird damit gerechnet, dass die Strompreise weiter steigen und dass das zum Problem für die Energiewende werden könnte. Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) will auch die Länder im September zu einem runden Tisch in Sachen Strompreise einladen. Das bayerische Kabinett hatte angekündigt, beim Bundesverfassungsgericht gegen den Länderfinanzausgleich zu klagen. Bayern ist größter Einzahler, NRW Nehmerland.

Nach Auffassung von EU-Kommissar Günther Oettinger sollte Deutschland bei der Energiewende mit seinen europäischen Nachbarn zusammenarbeiten. Der Umbau der Energieversorgung könne "eher gelingen, wenn Deutschland im europäischen Verbund handelt und seinen Weg nicht allein geht". Es gehe darum, zeitgleich mit dem Abschalten der Atomkraftwerke neue Stromnetze entstehen zu lassen, neue Produktionskapazitäten aufzubauen, um die Versorgungssicherheit zu wahren "und das Ganze bezahlbar zu halten", sagte der für Energiefragen zuständige EU-Kommissar. Oettinger warnte, die Kosten für Energie und Strom seien ein entscheidender Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie geworden.