Aktuell spielen die besten Profis um Favorit Phil Taylor in London ihren Weltmeister aus. Im Februar wirft die Elite ihre Pfeile in der Sporthalle

Hamburg. Bunte Lichter flackern immer wieder von der Hallendecke herunter, die Musik ist ohrenbetäubend. Der ehrwürdige Alexandra Palace im Norden Londons bebt, dass man Angst um die Statik des 1873 erbauten "Ally Pally" bekommt, während viele der 3000 Zuschauer ihre Pints abstellen und auf Stühle und Tische klettern, um ihre mit persönlichen Botschaften bemalten Schilder in die stickige Hallenluft zu strecken und von den Fernsehkameras besser gesehen zu werden. Bei der Weltmeisterschaft der Profi-Darter liefert schon der Einmarsch der Spieler den ersten Höhepunkt. Bilder, die auch in deutschen Wohnzimmern vertraut sind, seit der Münchner TV-Spartensender 2005 erstmals die World Darts Championship ausführlich übertrug. Bilder, die seit Donnerstag wieder aktuell sind und in sieben Wochen sogar mitgestaltet werden können. Vom 3. bis 5. Februar kommt die Weltelite in die Sporthalle Hamburg.

Nach dem WM-Finale am 2. Januar ist der World Cup of Darts, bei dem die besten 24 Nationen mit ihren jeweils zwei erfolgreichsten Spielern antreten, das erste große Turnier des Jahres, und die Professional Darts Corporation (PDC) wird die außergewöhnliche englische Dart-Atmosphäre in Hamburg erlebbar machen. "Da tanzt der Bär, so viel ist sicher", sagt Guenther Ramcke, Medienreferent im Hamburger Dartverband und als deutscher Einzelmeister 1990 und Vize-Teamweltmeister 1991 ein langjähriger Kenner der Szene: "Die Halle wird ausverkauft sein, schon jetzt gibt es nur noch wenige Tickets." Eine erstaunliche Aussage, zumal die Halle immerhin 6500 Fans fassen wird und der Vorverkauf noch gar nicht begonnen hat. Doch die Reservierungen und Vorbestellungen geben Ramcke recht. Die PDC, die sich 1992 mit dem Ziel der Professionalisierung vom bis dahin einzigen Weltverband BDO abspaltete, hat es geschafft, den Pfeilewerfern das Image des miefigen Kneipensports zu nehmen und den Besten von ihnen mit geschickter Vermarktung zumindest in Großbritannien den Status von Superstars verliehen. Nun sollen neue Märkte erschlossen werden und der deutsche gilt angesichts seit Jahren steigender TV-Einschaltquoten als äußerst lukrativ. Dass der amtierende deutsche Meister, der Hannoveraner Jyhan Artut, eine untergeordnete Rolle spielt, scheint unerheblich.

Es locken das Spektakel und die sportliche Leistung der Herren "Pieman", "Wizard", "Jaws" oder "King". Der hört auf den Vornamen Mervyn und heißt zwar tatsächlich so, doch der wahre König des Dartsports ist Phil "The Power" Taylor. Der 51-jährige Engländer aus Crewe ist als 15-facher Weltmeister längst eine lebende Legende und bereits für den World Cup in Hamburg qualifiziert. Ihm zuzuschauen, mit welcher Konstanz er seine drei 50 Gramm schweren Pfeile in das 2,37 Meter entfernte und nur acht Millimeter hohe 60-Punkte-Feld wirft und die Fans die obligatorischen 180-Schilder hochhalten lässt, ist beeindruckend.

"Wir wollen nicht auf der Bühne stehen wie Jocky Wilson, sturzbetrunken und ohne Zähne", sagt Ramcke in Erinnerung an einen der besten Dartspieler der Achtzigerjahre, "Dartsport ist auf dem Weg, um ein wirklicher Sport zu werden - ein Konzentrationssport. Wir erhoffen uns von der Veranstaltung auch einen Zulauf in den Vereinen." Sportliche Höchstleistungen, verpackt in einer glitzernden Schachtel. Es sind eben nicht allein die Sportler, die das Event ausmachen. Für viele im Publikum gehören Musik und Party ebenso dazu wie die Reibeisenstimme des Punkte-Ansagers, dessen markanter "Onehundredeighty"-Ausruf den perfekten Moment der Symbiose aus sportlichem Wert und Show markiert.

Die erste Runde des World Cup of Darts in der Sporthalle Hamburg beginnt am Freitag, 3. Februar 2012, um 13 Uhr, das Finale ist für Sonntag, 5. Februar, um 19 Uhr angesetzt. Titelverteidiger sind die Niederlande, die Karten kosten zwischen elf Euro für eine einzelne Session und 102 Euro für das gesamte Turnier. Weitere Informationen unter www.pdc-europe.net .