Der Mitgliederentscheid der FDP brachte ihn groß raus: Frank Schäffler ist ein Mann der Krise

Berlin. Der Rebell sieht aus wie ein Sparkassenmitarbeiter: Mit seiner dunklen, kantigen Brille, seinem akkurat sitzenden Anzug und seinen gepflegten Händen trägt er im September dem Bundestag vor, warum er nicht für den Euro-Rettungsschirm stimmen wird. Er spricht zu leise und zu hastig, um Eindruck zu schinden. Es gibt bei Schäffler keine bedeutungsschwangeren Pausen, keine Kampfesgesten. Seine Rede endet unter müdem Applaus. Nur wenige Monate später ist er der "David Cameron der FDP", wie der zurückgetretene Generalsekretär Christian Lindner ihn nannte. Der Abweichler, der die Zustimmung zum Euro-Rettungsschirm von einem Mitgliederentscheid abhängig machen wollte.

Dabei kämpft Schäffler schon seit fast zwei Jahren gegen das, was er in einem Onlinemagazin "Geldspritzen für schlechte Investitionen" und eine "mutwillige Pervertierung der Marktwirtschaft" nennt. Mit dem Euro-Rettungsschirm werde nicht der Euro gerettet, "sondern Banken, die schlechte Entscheidungen getroffen haben" - und das auf Kosten der deutschen Steuerzahler. Seine Thesen provozieren, doch öffentlichkeitswirksam verbreitet werden sie erst seit der Euro-Krise. Unterstützung erhält der Betriebswirt Schäffler da zum Beispiel von der Initiative "Zivile Koalition", die sich für den FDP-Mitgliederentscheid starkmachte und Schäffler als Experten sprechen ließ. Die Initiatorin, Beatrix von Storch, beschreibt den Kritiker als Überzeugungstäter. Leider brauche es aber mehr als drei Sätze, um zu erklären, wie Schäfflers Lösungsansatz aus der Euro-Krise aussehe. Vielleicht wurde der 42-Jährige deshalb recht spät zum Rebellen ernannt.

Nach seinem Eintritt in die FDP 1987 schlägt der Ost-Westfale sich zunächst wacker durch die Parteihierarchie, bevor er 2005 Abgeordneter im Bundestag und Mitglied im Finanzausschuss wird. Seit dem vergangenen Jahr ist er auch Vorsitzender der "AG Bürokratieabbau der FDP-Bundestagsfraktion". Fernab von Finanzfragen scheinen den Betriebswirt wenige Themen zu packen. Neben dem Mandat ist er Berater für die Finanzfirma MLP. Doch im Jahr 2010 gewinnt er an Glanz: Der Verlag "Markt intern" ehrt ihn mit dem "Kustos des Mittelständischen Unternehmertums", weil er "gegen den Kurs der eigenen Regierung seine Zustimmung zum Euro-Stabilitätsgesetz verweigerte, das den deutschen Mittelstand als Hauptsteuerzahler mittelbar zum Bürgen ganzer Volkswirtschaften macht".