Manchmal gehört ein bisschen Glück dazu, um die eigene Arbeit mit einem ungewöhnlichen Erfolg zu krönen. Tagelang hatte Helge Heggblum im Elefantenhaus vom Hamburger Tierpark Hagenbeck gelebt und gewartet. Schließlich verbrachte er dort auch die Nächte. Wenn er mal kurz nach Hause kam, schickte seine Frau ihn sofort mit der Bemerkung unter die Dusche: "Jetzt riechst jetzt du auch schon wie ein Elefant!" Doch als es endlich losging, war Heggblum mit seiner Filmkamera ganz dicht dran. So nah wie er ist vermutlich noch kein Kameramann einer Elefantenkuh gekommen, die ein Baby zur Welt bringt. Heggblum filmte und konnte seinen Erfolg kaum fassen. Und dann kam noch die große Portion Glück hinzu. Keines der Tiere, die neugierig um die kalbende Kuh herumstanden, lief Heggblum ins Bild. Wäre das Pech ins Spiel gekommen, hätte der Mann mit der Kamera kaum eine Chance gehabt, die eindrucksvollen Zuschauer zur Seite zu stupsen, um für einen freien Blick durch die Linse auf Mama und Säugling zu sorgen.

Der Film "Shanrukh und Rani - Hagenbecks kleine Wunder" gehört zu den erfolgreichsten Produktion des 36-Jährigen, der sich vor sechs Jahren selbstständig gemacht und sich vor vier Jahren mit seiner Firma HH-Film in Norderstedt niedergelassen hat. Die Elefanten-Doku lief mehr als neun Wochen im Hamburger Abaton-Kino und in mehreren Kinos im Umland.

Nicht die kurze Episode, nicht der schnelle Schnitt gehören zu seiner Filmwelt. "Ich will Geschichten erzählen", sagt Heggblum. "Mit Emotionen und Leidenschaft." Der Wunsch, Filme statt Sequenzen zu präsentieren, dürfte einer der Gründe dafür sein, dass Fernsehanstalten ein wenig ratlos vor seiner Arbeit stehen. "Die schreiben meistens ,Das passt nicht in unser Format’", sagt Heggblum. Seine Konsequenz: Fürs Fernsehen liefert er nur noch Sequenzen, die zum Beispiel bei Hagenbeck entstanden sind. Komplette Filme zeigt er woanders.

Der Film über die "Tante Ju" dauert exakt 52 Minuten

Bei seinen Kunden kommt sein Format gut an. "Es läuft sehr gut", sagt Heggblum. Die DVDs über die beiden Elefantenkinder sind ebenso beliebt wie "Only Ju". Die Hommage an die einzigartige alte Dame der Luftfahrt dauert 52 (!) Minuten und nimmt den Betrachter mit auf eine entspannte Reise durch die Geschichte der Ju 52. Als Heggblum den Film vor 250 geladenen Gästen im UCI-Kino in Hamburg-Othmarschen vorstellte, wehte scheinbar ein Hauch von Flugbenzin durch den Saal. Die echten Flieger-Freaks bekamen feuchte Augen, berichtet Heggblum.

Anfang Dezember und damit rechtzeitig vor Weihnachten bringt er sein nächstes Ju-Werk auf den Markt, das die Freunde des Fliegens begeistern dürfte, aber vermutlich mal wieder in kein Format passt. Heggblum hat an einer Ju 52 eine Kamera befestigt und lädt seine Zuschauer zu einem Rundflug bei bestem Wetter über Hamburg und die angrenzenden Regionen ein.

Soweit die Kür von Heggblums Geschäft. Der Mann beherrscht auch solide Handwerksarbeit. Dazu gehören filmische Firmenporträts. Werbespotts oder Aufnahmen bei Hochzeiten oder anderen Familienfeiern. Oder Bilder von Sonnenuntergängen. Noch in diesem Winter fliegt Heggblum auf die Malediven und filmt, was die Natur dort Paradiesisches zu bieten hat. Morgens fängt er Sonnenuntergänge ein, tagsüber beschäftigt er sich mit Bildern von türkisblauem Wasser und Palmen. Abends sind Sonnenuntergänge dran. Die Filme werden auf Fernsehgeräten in den Vorführräumen aller Filialen einer großen Elektronikfachmarktkette zu sehen sein. Auch Pflichten haben ihren Reiz. Erotik kommt ihm allerdings nicht vor die Kamera. "Das lehne ich ab", sagt Heggblum. "Das schadet meinem Geschäft."

"Ich bin froh, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe"

Zwar lebt Heggblum in Quickborn, doch Norderstedt ist seine Heimat. Wie sein Vater Trutz hat er eine Lehre bei Elektro-Rode an der Ulzburger Straße absolviert. Dort, wo heute seine DVDs verkauft werden, lernte Helge den Beruf des Einzelhandelskaufmanns. "Aus dem Lehrherr-Azubi-Verhältnis ist eine Freundschaft geworden", sagt Heggblum. Die enge Beziehung zum Tierpark Hagenbeck hatte ihm die Familie praktisch in die Wiege gelegt. Urgroßvater Lebrecht Schäfer transportierte als Kapitän zur See Tiere für Hagenbeck von Afrika nach Hamburg.

Dass aus dem jungen Kaufmann ein erfolgreicher Filmer wurde, hat sich 1998 ergeben, als der Norderstedter Geschäftsmann Peter Thut für seinen Betrieb T&D einen Imagefilm drehen lassen wollte. Die Filmfirma war jedoch vor einer wichtigen Messe in Verzug. Heggblum sprang ein und drehte seinen ersten Film. Eine Leidenschaft, die ihn nicht mehr losgelassen hat und die wirtschaftlich beste Ergebnisse erzielt. "Das hat sich traumhaft entwickelt", sagt Heggblum. "Ich bin froh, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe."

Wer bei ihm einen Film in Auftrag gibt, um beispielsweise seine Firma vorzustellen, bekommt ein individuell zugeschnittenes Angebot. Heggblum schreibt gemeinsam mit seinem Kunden ein Drehbuch. Ein Fünf-Minuten-Film mit Profisprecher ist für weniger als 3000 Euro zu haben. Porträts mittelständischer Unternehmen liegen zwischen 3000 und 10 000 Euro.

Inzwischen hat der junge Unternehmer einen ersten Arbeitsplatz für eine Produktionsassistentin geschaffen. Werbung für seine Produkte musste Heggblum bislang nicht machen. "Das läuft über Mund-zu-Mund-Empfehlung", sagt er. "Netzwerken ist alles."

Demnächst will er einen Traum verwirklichen und seinen ersten Spielfilm drehen. Einzelheiten sind jedoch noch sein Betriebsgeheimnis.