Bernd-Olaf Struppek

Norderstedt – Gucken, aber nicht anfassen - jedenfalls nicht sofort. Wäre doch schade, wenn die Gaumenfreunde, die auch optischen Genuss beschert, gleich weggenascht wird. Denn die Optik auf dem Naschwerk in Form von Schokotäfelchen und Pralinen ist doch gerade der Clou, den Ilka Reher mit ihrer "Schokoladendruckerei" ihren Kunden beschert. "Zeigen Sie ihre Schokoladenseite", appelliert die innovative Geschäftsfrau an Firmen und Privatleute, und verziert ganz nach individuellem Wunsch der Auftraggeber die in Handarbeit hergestellten Süßigkeiten mit Fotos, Schriften oder auch Logos. Ilona Volkmann und Steffen Wunner haben die "Schokoladendruckerei" für den "Idee voraus"-Wettbewerb von Norderstedt Marketing und Norderstedter Zeitung vorgeschlagen.

Ilka Reher entstammt einer Familie mit langer Tradition im Back- und Konditoren-Handwerk. Vor 110 Jahren hatte ihr Urgroßvater die erste Bäckerei der Familie Hoose in Wellingsbüttel gegründet. Nachdem sie für ihre erkrankte Schwester 2005 wieder in die Familien-Backstube zurückgekehrt war, kam der gelernten Rechtsanwaltsgehilfin die süße Idee, eben nicht nur Torten mit allerlei Verzierungen zu versehen: "Torten halten sich nicht lange, und sind auch schwer zu transportieren."

Mehrere Jahre lang probierte Ilka Reher zusammen mit Konditor Laurent Fleury aus Frankreich verschiedene Rezepturen und Herstellungsweisen. In diesem Jahr dann machte sich die Hamburgerin mit ihrer "Schokoladendruckerei", ansässig im Gewerbegebiet in Norderstedt-Glashütte, selbstständig.

"Auch dies ist ein echter Familienbetrieb, und keine Schokoladenfabrik", betont die Geschäftsführerin. Alles wird vor Ort in Handarbeit hergestellt, ihr Mann und die Söhne helfen bei der Produktion und bei den Grafiken für den Internet-Auftritt ( www.die-schokoladendruckei.de ").

Flocken feinster belgischer Schokolade werden in den Räumen am Lemsahler Weg temperiert und in Form gebracht. Je nach Wunsch der Kunden sind verschiedene Geschmacksrichtungen, zum Beispiel mit leckerer Karamellbeimischung, möglich. Das schönste Druckergebnis gelingt auf jeden Fall auf weißer Schokolade.

Kernstück der Produktion ist ein großer, modifizierter Drucker - der mit Lebensmittelfarben arbeitet. Ob die Konterfeis eines Brautpaares oder eines Jubilars oder auch der nackte Po einer schönen Frau: Der Drucker wird mit den digitalen Bilddaten gefüttert und trägt das gewünschte Foto auf. Gedruckte Liebesbotschaften zum Hochzeits- oder Valentinstag sind ebenfalls im Programm.

Außer der klassischen Schokotafel und runden Pralinen hat die "Schokoladendruckerei" unter anderem auch Fotoherzen mit Marzipanfüllung und essbare Visiten- und Tischkarten im Angebot. Wichtig ist, dass die Vorlagen möglichst gut und die Fotos formatfüllend sind. "Wir sind halt Konditoren, keine Grafikdesigner", sagt Ilka Reher. Der Stückzahl sind keine Grenzen gesetzt, wohl der der Größe: Zu große Schokotafeln brechen zu leicht.

Eine nach individuellen Vorgaben bedruckte Tafel edler Schokolade kostet 14,95 Euro, sechs Pralinen mit Aufdruck gibt es für 12,50 Euro. Ilka Reher präsentiert ihre Erzeugnisse auf Hochzeitsmessen ebenso wie auf Kunsthandwerkermärkten in der Region. Ein Ladenlokal einzurichten, macht aus ihrer Sicht keinen Sinn: "Jedes Produkt ist einzigartig. Ich kann dem einen Kunden ja schlecht die Fotopralinen eines anderen verkaufen." Dafür wird daran gearbeitet, den Online-Shop des Unternehmens auszubauen.

Noch kämpft sich die Unternehmerin, in deren Zwei-Frauen-Betrieb eine angestellte Konditorin mitarbeitet, durch die schwierige Anfangsphase der Selbstständigkeit. Demnächst ist sie mit ihren Erzeugnissen (beinahe) in jeder Munde: In der Schokoküche in Glashütte wartet dieser Tage eine große Zahl Pralinen mit dem Aufdruck des Herold Centers darauf, den Kunden des Einkaufszentrums beim Weihnachtsgeschenke-Shopping auf der Zunge zu zergehen. Und die "Idee voraus"-Praline zum "Idee voraus"-Wettbewerb ist ebenfalls bereits gefertigt.

Trotz des lockenden Aromas, das sie täglich umgibt, kann Ilka Reher selbst die Finger von der Ware lassen: "Klar, nasche ich gerne. Aber nicht hier bei der Arbeit."