Das Vidal & Sohn Tempo-Werk mit Sitz in Harburg wurde 1928 gegründet, um Lieferwagen zu bauen. Ein Gesetz von 1928 besagte, dass Kraftfahrzeuge mit weniger als vier Rädern und einem Hubraum von weniger als 350 Kubikzentimetern ohne Führerschein gefahren werden durften und steuerfrei waren. Das löste den Siegeszug der „Dreiräder“ aus. Bekannt sind heute vor allem noch die Tempo-Dreiräder und das Modell Matador.

Gemeinsames Konstruktionsprinzip der Lieferwagen war, alles für den Antrieb im Fahrerhaus unterzubringen, sodass man in der Wahl des Aufbaues freie Hand hatte. Entsprechend vielfältig war das Angebot an Sonderaufbauten für Spezialtransporte und Kommunen. Ab 1933 wurden neben dem Dreirad, das jetzt ein geschlossenes Führerhaus vor der Ladepritsche hatte, auch vierrädrige Cabriolimousinen und Lieferwagen mit Kastenaufbau hergestellt.

Mitte der 50er-Jahre waren 101000 dreirädrige Tempo-Fahrzeuge zum Verkehr zugelassen. Diese Zahl halbierte sich zehn Jahre später. 1978 waren noch 3500 Wagen registriert. Am 31. Dezember 2008 gab es noch 87 zum Verkehr zugelassene Dreiräder aus Harburg.

Unter dem Druck des Marktes ging Oscar Vidal (Tempo) 1955 eine Verbindung mit der Hanomag ein; 1959 kamen beide Firmen zum Rheinstahl-Konzern. 1965 gab Vidal seine letzten Geschäftsanteile an den Rheinstahl-Konzern ab, worauf die Marke Tempo verschwand. Im selben Jahr übernahm die Hanomag das Unternehmen und entwickelte aus den Tempo-Lieferwagen die sogenannten Harburger Transporter, die zunächst unter dem Namen Hanomag vertrieben wurden. Ab 1966 fuhr auch der Tempo Matador mit dem Rheinstahl-Hanomag-Emblem. Das Tempo-Werk wurde 1969 Teil der neuen Hanomag-Henschel Fahrzeugwerke GmbH, die 1971 von der Daimler-Benz AG übernommen wurde. Seitdem ist der heutige Daimler-Konzern Eigner des ehemaligen Tempo-Werkes, in dem bis 1978 die Harburger Transporter mit Mercedes-Stern als Mercedes L 206/307 weitergebaut wurden. (kn)