Kaltenkirchen Der Bürgermeister von Kaltenkirchen muss gehen. Mit klarer Mehrheit haben die Bürger der 20.000-Einwohner-Stadt den Sozialdemokraten Stefan Sünwoldt abgewählt. 64,8 Prozent aller Kaltenkirchener, die zur Wahl gegangen sind, stimmten mit Ja. Das sind bei einer Wahlbeteiligung von nur 36,9 Prozent 3754 Stimmberechtigte, 35,2 Prozent votierten mit Nein. Sünwoldt ist der erste Bürgermeister in Schleswig-Holstein, der vor dem Ende seiner regulären Amtszeit abgewählt worden ist.

Mehrere 100 Kaltenkirchener hatten gestern Abend im Ratssaal verfolgt, wie die Abstimmungsergebnisse aus den 15 Wahlbezirken eintrafen. Als das Ergebnis feststand, erhoben sich zahlreiche Besucher und applaudierten. Einige umarmten sich. Sünwoldt war nicht zu der Veranstaltug gekommen. Auch von den Sozialdemokraten, die ihren Parteifreund unterstützt hatten, hatten nur wenige das Rathaus besucht.

Der Abwahl des 50-jährigen Verwaltungsjuristen ging ein jahrelanger Streit mit den Fraktionen der Stadtvertretung voraus. Die Fraktionen von CDU und FDP hatten immer wieder die Führungsschwäche des Bürgermeisters beklagt und ihm vorgeworfen, mit seiner Amtsführung der Stadt zu schaden. Sünwoldt soll außerdem die Politik nur unzureichend informiert und Entscheidungen verschleppt haben. Das persönliche Verhältnis zwischen Sünwoldt und zahlreichen Politikern gilt als zerrüttet.

"Wir sind glücklich, dass der Bürger uns gefolgt ist", sagt der CDU-Ortsvorsitzende Hauke von Essen. Der unabhängige Stadtvertreter Nikolai Strub sprach von einem Neuanfang für Kaltenkirchen. Er hatte Anfang des Jahres mit seinem Antrag in der Stadtvertretung das Abwahlverfahren ingang gesetzt. FDP-Chef Eberhard Bohn erklärte: "Kaltenkirchen kann sich freuen."

Sünwoldts Stelle soll jetzt umgehend ausgeschrieben werden. Der neue Bürgermeister wird sein Amt voraussichtich zu Beginn des nächsten Jahres antreten. Sünwoldt hat weiter Anspruch auf einen großen Teil seiner Bezüge. Die Kosten für die Abwahl könnten bis zu 110.000 Euro betragen. (tz)