65 Jahre sind Karin und Wolfgang Seuthe verheiratet. Zum Ehrentag baten sie Freunde und Bekannte um Geld für den Abendblatt-Verein

Es gibt einen Bibelspruch, an den sich Wolfgang und Karin Seuthe (92) seit ihrer Eheschließung am 29. September 1956 halten: „Lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen“ – will heißen, wenn es mal Streit zwischen ihnen gibt, ist der vor Tagesende geklärt. Vielleicht ist dies das Geheimnis ihrer 65 Jahre glücklichen und sehr aktiven Ehe, die sie als „eiserne Hochzeit“ gerade im engsten Familienkreis in ihrem Haus in Hamburg-Marienthal gefeiert haben. Dort, wo immer alle zusammenkommen, im Elternhaus von Karin Seuthe, in dem das Ehepaar seit 1958 lebt und wo es drei Kinder großgezogen hat. Inzwischen sind ihre sieben Enkel auch schon erwachsen, der zweite Urenkel ist unterwegs.

Die Aufgabenteilung des Paares ist traditionell: Karin Seuthe war für Haushalt und die Kindererziehung zuständig, während ihr Mann in der Logistikbranche Karriere machte und rund 100 Tage im Jahr beruflich durch die Welt jettete. „Karin ist die Seele der Familie und ich bin ihr sehr dankbar für ihre Toleranz, dass sie das alles so mitgetragen hat“, sagt Seuthe. Wann immer er zu Hause war, hätten sie gemeinsam im großen Garten gewerkelt, musiziert und Sport gemacht. Was sie an ihm liebt? „Alles, von Kopf bis Fuß“, sagt Karin Seuthe, die sich als Künstlerin verwirklicht hat und ihren Mann in seinem Übermut bremst, wenn er ihr mal wieder zu aktiv ist. „Ich pusche Sachen gern“, sagt Wolfgang Seuthe fröhlich. So arbeitet er noch immer als Logistikberater, ist voll digitalisiert unterwegs, fährt ein Hybrid-Auto und ist gerade von einem Kongress in Berlin zurückgekommen.

Die Enkel und Kinder kamen zum Ehrentag

Wolfgang Seuthe hätte auch gerne ein großes Fest zum Hochzeitstag gefeiet, genauso wie zu seinem 90. Geburtstag vergangenes Jahr – aber durch Covid-19 war das unmöglich. „Aber es war dann ein wunderbarer Kreis an unserem Ehrentag. Meine Frau Karin und mich berührt es besonders, dass alle Kinder und Enkel miteinander harmonieren und alle einander so akzeptieren, wie er oder sie ist. Das ist nicht selbstverständlich“, sagt der 91-Jährige.

Auch wenn es nicht groß feiern konnte, hatte das Paar dennoch seine Verwandten, Freunde und Bekannten dazu aufgefordert, statt zugedachter Geschenke und Blumen für den Verein „Hamburger Abendblatt hilft“ zu spenden. „Wir sind gut versorgt, viele andere nicht, auch nebenan in unserer Metropolregion Hamburg“, schrieb Wolfgang Seuthe im Rundbrief. Er und seine Frau spendeten in selbst 2500 Euro an den Verein, sodass insgesamt 3680 Euro zusammengekommen sind. Seit rund 20 Jahren unterstützt Seuthe den Abendblatt-Verein zu großen Anlässen und Jubiläen. „Früher haben wir immer an große internationale Organisationen gespendet, aber es gibt so viel Not auch hier in der Stadt, dass wir uns nun lieber vor Ort engagieren.“