Tanzsport

K-Pop – neuer Tanztrend aus Korea ist in Hamburg angekommen

| Lesedauer: 5 Minuten
Berit Rasche
Die Tanzlehrerinnen Zoe Rzewiczok (r.), Vera Schulze (l.) und Tanzlehrer sowie Mitinhaber der Schule, Yayi Chen, in Aktion.

Die Tanzlehrerinnen Zoe Rzewiczok (r.), Vera Schulze (l.) und Tanzlehrer sowie Mitinhaber der Schule, Yayi Chen, in Aktion.

Foto: Thorsten Ahlf

Hamburger können die Choreografien jetzt lernen. In Asien ist das Phänomen ein Riesengeschäft und hat weltweit Millionen Fans.

Hamburg.  Makellose Gesichter, ausgefallene Outfits, aufwendige Kulissen und grelle Farben – K-Pop beeindruckt durch mitreißende Beats und Choreografien. „Auf der Straße und Einkaufsmeile, überall in Südkorea wird nur K-Pop gespielt“, sagt der 33-jährige Yayi Chen. Seit 2011 lebt der gebürtige Singapurer in Hamburg. Letzten Monat haben er und Makoto Koop, ein 35-jähriger Lehrer mit japanischen Wurzeln, ihr Tanzstudio Seoul Station in der Wandsbeker Chaussee eröffnet. Hier möchten sie Fans ermöglichen, die Tänze ihrer Stars zu erlernen und „K-Pop-Neulingen“, diesen vielseitigen Tanzstil für sich zu entdecken. In bisher sieben Kursen können Anfänger und Fortgeschrittene Choreografien aus Musikvideos einstudieren. Die sechs jungen Tanzlehrer, die alle Wettbewerbserfahrung haben, bringen ihre Schüler auch gern mit selbst erfundenen Tanzabfolgen zum Schwitzen. Spaß beim Sport ist ihr Motto.

Doch was ist das überhaupt, K-Pop? Die Korean Popular Music setzt sich aus sehr unterschiedlichen Tanz- und Musikstilen zusammen, die von Rock bis Hip-Hop reichen. „Es gibt sogar sechs bis sieben unterschiedliche Stile in einem Lied“, sagt Chen. Die zumeist vier bis acht Haupttänzer gestikulieren mit den Händen, machen kurze Sprünge und wechseln bei ihrer schnellen Choreografie immer wieder die Plätze – mal verlässt einer die Formation und macht ganz eigene Bewegungen, mal tritt jemand ins Bild hinein oder verlässt die Kulisse, und manchmal verdeckt man einander. Die Mädels und Jungs geben sich dabei sehr sexy oder niedlich.

Profis aus Asien singen live während der Choreografie

Anfangs wurde ausschließlich auf Koreanisch gesungen, mittlerweile gibt es aber auch sehr viele englische Textpassagen. Der Tanzstil verlangt es, dass man mindestens den Mund zur Playback-Musik mitbewegt. Doch die Profis, die meistens aus Korea oder aber aus anderen asiatischen Ländern stammen, singen fast immer live. Sie sind Multitalente: Ab dem zehnten Lebensjahr etwa werden sie durch Talent-Agenturen in Tanz, Gesang, Fremdsprachen und weiteren Disziplinen unterrichtet. Eine harte Ausbildung, an der es im In- und Ausland auch immer wieder Kritik gibt. Die jungen Leute sind hohem Druck und einem großen Konkurrenzkampf ausgesetzt. Dazu kommen strenge Diäten und Schönheitsideale: Ein perfektes Aussehen und eine sehr schlanke Statur sind essenziell.

Makoto Koop findet die Kritik berechtigt, aber man müsse auch eines beachten: „Wir sehen die Dinge häufig durch unsere ,europäische Brille‘“ und beurteilen aus dieser Perspektive andere Kulturen. Beispielsweise seien Schönheitsoperationen in Südkorea viel akzeptierter als in Deutschland. Dennoch: „Die Kommerzialisierung ist schon stark.“

Nur die Besten kommen groß raus und lassen fortan die Herzen der jungen Fangemeinde höherschlagen. „Hübsche Jungs und Mädels, die super singen und tanzen können, die super gekleidet und gestylt sind, von denen man auf Insta­gram über ihr privates Leben erfahren kann“, sprechen laut Makoto Koop besonders Mädchen zwischen 13 und 20 Jahren an. „Was früher Michael Jackson und die Backstreet Boys waren, sind heute BTS und Black Pink“.

Mit Psy schwappte die koreanische Welle nach Deutschland

Weltweit hat die K-Pop-Industrie etwa 90 Millionen Fans. Die wohl bekannteste Band „BTS“ („Bangtan Boys“) landete Ende Mai 2018 auf Platz eins der Liste der meistverkauften Alben der USA, in Berlin waren ihre zwei großen Konzerte binnen weniger Minuten ausverkauft. Laut Koop reize die jungen Leute an der Szene besonders, etwas „Eigenes“ zu haben, Teil einer „Subkultur“ zu sein, „mit der die Eltern auch überhaupt nichts anfangen können“.

Viele erinnern sich noch an das Jahr 2012, als es von überall her „Gangnam Style“ rappte. Mit Psy kam die sogenannte „koreanische Welle“ nach Deutschland und inspirierte Chen und Koop, ihren „K-Bereich“ auszubauen. Die beiden Gründer brachten 2010 bereits ein bisschen japanische Popkultur nach Berlin, als sie einen Fotoautomaten (Purikura) importierten, mit dem sich die Sofortbilder lustig bearbeiten lassen. Vor fünf Jahren begründete Chen dann den „J-Store Hamburg“ mit, der sich direkt neben dem neuen Tanzstudio befindet. Hier gibt es von Dekoartikeln über Comics und Musikalben bis Kleidung alles Mögliche an japanischer und koreanischer Importware zu kaufen.

Mit ihrem Studio bieten sie das größte regelmäßige Angebot an K-Pop- Tanzkursen in Hamburg. Nicht nur die Betreiber sind mit der Entwicklung zufrieden.

„Ich finde das Team super nett. Die waren von Tag eins an super aufgeschlossen und helfen einem auch, wenn man die Schritte nach der Stunde noch einmal durchgehen will. Ich denke, das ist in vielen Tanzstudios sonst nicht der Fall“, sagt die 18-jährige Kiona Schicht, die sich freut, ihre zwei Leidenschaften, Tanz und K-Pop, miteinander kombinieren zu können.

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