Hamburg. Freunde der gepflegten Slalomfahrt müssen jetzt tapfer sein. Die im Schwarzbuch der Steuerzahler zu zweifelhaften Ehren gekommene Verkehrsberuhigung am Volksdorfer Mellenbergweg, die mit sechs zu umkurvenden Verkehrsinseln auf rekordverdächtig kurzen 200 Metern Wegstrecke aufwartet, wird abgerissen.
„Wir entsprechen damit einem Wunsch des Regionalausschusses Walddörfer“, sagte ein Sprecher des Bezirksamtes Wandsbek betont sachlich und verwies auf die Beschlüsse der rot-grün dominierten Kommunalpolitik im Bezirk. Die Öffentlichkeit wird in dieser Angelegenheit nicht gerade gesucht. Die Polizei hatte Sicherheitsbedenken geltend gemacht, die Stadtreinigung Erschwernisse beim Wegfegen von Schnee und Herbstlaub. Leider erst nach Fertigstellung der Inseln, die nebenbei die einstmals zwei Fahrspuren auf nur noch eine verengen.
CDU setzt Abriss durch
Die 20.000 Euro teuren Bauwerke zwingen die Radler dazu, sich nach dem Passieren jeder Insel wieder neu in den Autoverkehr einzufädeln, was Konflikte programmiert. Radelnde Anwohnern beschimpften die Strecke als Mutprobe.
Daraufhin konnte die CDU, obwohl in der Minderheit, im März 2018 einen Beschluss im Regionalausschuss erwirken, der den Abriss der modischen Bauwerke aus Bordsteinen, Warnbaken und Rechteckpflaster verlangte. Doch rot-grün verwässerte den vermeintlichen Sieg der Opposition und modifizierte die Stoßrichtung des Votums. Abriss ja, aber ... Rot-Grün wollte nichts überstürzen. Und so ganz insellos und ohne Beruhigung sollte der Volksdorfer Verkehr denn doch nicht fließen.
Nächste Woche wird umgebaut
Die Verwaltung ließ die Verkehrsberuhigung sechs Monate lang neu planen, und die Polizei sperrte, um Tod und Verderben von den Radlern fernzuhalten, vor wenigen Wochen vorsorglich die misslungene Radwegführung mit großen Querbaken, die unverrückbar und langlebig in die Straße einbetoniert wurden. Jetzt aber sind die Umbaupläne gereift und ins Reine gezeichnet. Es geht los. Laut Bezirksamt werden nächste Woche die Baufahrzeuge anrollen.
Sie reduzieren die Zahl der Verkehrsinseln von sechs auf vier. Der alte Slalom wird gestreckt, er wird, wintersportlich ausgedrückt, sozusagen zum Riesenslalom umgebaut. Die alten Inseln, die Stein auf Stein auf die Asphaltdecke geklebt sind, verschwinden. Die neuen werden in Abständen von 70 Metern als Sperrflächenmarkierungen nur noch auf die Fahrbahn gezeichnet. Und um das schlichte, zweifellos widerrechtliche Überfahren der weißen Linien zu verhindern, lässt die Verwaltung Leitplatten setzen, die Radlern und Autofahrern kategorisch das Umfahren der Hindernisse gebieten.
Kolonne mit Radler an der Spitze
Einspurig sollen sich Radler und Autofahrer also auch künftig in friedlichem und geordnetem Nacheinander um die Hindernisse schlängeln und Rücksicht nehmen. „Um auf sich aufmerksam zu machen“, so eine aktenkundige Einlassung der Polizei im bezirklichen Diskussionsprozess, möge der Zweiradfahrer gern in der Mitte der Fahrbahn fahren. Der Autofahrer ist demnach gehalten, nicht mit den Augen zu rollen, wenn er eingangs der Schikane auf einen älteren Mitbürger trifft, der auf seinem nicht elektroverstärktem Citybike mit einem halben Pfund Kartoffeln im Einkaufskorb die Führung der Kolonne bis zum Ende der Inselreihe nicht mehr abgeben wird. Der Weg ist das Ziel.
Die Kosten für den Umbau der Verkehrsführung am Mellenbergweg bezifferte die Verwaltung auf noch einmal rund 30.000 Euro. Neben dem Mellenbergweg sind die nach gleichem Muster verkorksten Verinselungen an Rodenbekredder und Brunskoogweg zurückgebaut und erneuert, um die Korrekturen in der Volksdorfer Schemmannstraße wird noch gerungen. Auch in Jenfeld, Altona und Harburg erleichtern vergleichbare Verkehrsberuhigungen mit der polizeilich beanstandeten Volksdorfer Radwegeführung die Staatskasse. Alles Einzelfälle, für die eine den lokalen Besonderheiten entsprechende Lösung gestrickt wird. Wohl dem, der zu viel Geld hat.
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