Hamburg.Einwohner aus Hummelsbüttel, Langenhorn und Poppenbüttel laufen Sturm gegen den Plan der Firma Eggers, die Bodendeponie in der Hummelsbüttler Feldmark zu erweitern. Die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) hat am 1.August ein Planfeststellungsverfahren dazu eingeleitet.
Um sich gegen das Vorhaben des Unternehmens Eggers zu wehren, elf Jahre lang 300.000 Kubikmeter leicht kontaminierten Bauschutt und Bodenaushub auf einer Fläche von 40.000 Quadratmetern an der Westseite der Müllberge aufzuschütten, haben sich rund 30 Bürger zu der Interessengemeinschaft „Grüne Zukunft für die Hummelsbüttler Müllberge“ (IgHM) zusammengetan. Diese wird morgen der BSU Listen überreichen, auf denen mehr als 6000 Gegner des Projekts unterschrieben haben.
„Diese Unterschriftenlisten sind ein deutlicher Hinweis an die Stadt, dass wir nicht die Müllgrube der Stadt sein wollen“, sagt Beate Otteni von der IgHM. Die neue Bodendeponie soll zwischen der Glashütter Landstraße und der westlichen Seite der Müllberge, auf der sogenannten Schmidtschen Koppel, eingerichtet werden. Zum Unmut vieler Bürger vor Ort. „Unser Ziel ist es, dass es hier nie wieder irgendeine Deponie gibt und endlich ein ökologisches Gesamtkonzept für die Müllberge erstellt wird“, sagt Otteni.
Unterstützung erhalten die Anwohner von der Grünen-Bürgerschaftsabgeordneten Christiane Blömeke. „Ich halte eine neue Deponie auf der Fläche für nicht akzeptabel“, sagt sie. Die Bürger hätten sich so gut es geht mit den alten Müllbergen arrangiert und aus der Not eine Tugend gemacht, indem sie diese mit der Hummelsbüttler Feldmark als Erholungsgebiet nutzten. Es sei nicht nachvollziehbar, warum die Firma Eggers nicht auf ihre bekannten Deponieflächen in Schleswig Holstein und Niedersachsen zurückgreife. „Ein Gutachten der Umweltbehörde aus dem Jahr 1986 sagt deutlich, dass die gesamte Fläche nicht mehr belastet werden darf. Daran sollte man sich halten“, sagt Blömeke, die bereits zwei Kleine Anfragen an den Senat dazu gestellt hat.
„Das 27 Jahre alte Gutachten wird im Planfeststellungsverfahren geprüft und bewertet“, sagt BSU-Sprecher Volker Dumann. Wie lange das Verfahren generell dauert, dazu konnte die Behörde keine Angaben machen. Dumann: „Die Dauer eines Planfeststellungsverfahrens ist abhängig von den inhaltlichen Prüfungen.“ Zudem könnten sich im Verfahren etwa durch Einwendungen oder Stellungnahmen weitere Fragestellungen ergeben, die geprüft und eventuell berücksichtigt werden.
Das Tangstedter Familienunternehmen Eggers, das bereits seit Anfang der 90er-Jahre den Deponie-Standort in Hummelsbüttel betreibt, kann die vehemente Ablehnung nicht nachvollziehen. „Ich bin überrascht von dem Aufschrei“, sagt Mitinhaber Ralf Eggers. „Der Umgang mit den Anwohnern ist uns sehr wichtig und bisher gab es immer ein gutes Einvernehmen.“
Es gebe nicht die Absicht, dort einen neuen Müllberg zu errichten, sondern die nördliche Seite eines alten Müllbergs mit Bodenaushub abzudecken. „Das hat den positiven Nebeneffekt, dass Regenwasser nicht mehr in den Müllberg eindringen kann.“ Der Bodenaushub und Bauschutt, um den es geht, stamme vorrangig aus Baugruben von Wohnungsbauprojekten. „Würden wir den Bodenaushub, der zu 99 Prozent aus Hamburg stammt, zu Deponien in Schleswig-Holstein oder Niedersachsen bringen, hätten wir Wege von 50 bis 60 Kilometern“, sagt Eggers. „Umweltverträglich wäre dieser Lkw-Verkehr sicher nicht.“
Die Bodendeponie in Hummelsbüttel wäre die erste Deponie der Klasse I zur Ablagerung für gering belastete Boden- sowie Bau- und Abbruchabfälle in Hamburg. Das bedeutet, dass dort Erde und Schutt abgelagert werden würden, die bis zu einer gewissen Grenze auch Schwermetalle wie Chrom, Kupfer oder Blei enthalten. „Der Gesetzgeber hat genau vorgeschrieben, welche Sicherungsmaßnahmen bei den einzelnen Deponieklassen einzuhalten sind“, sagt Marco Ritzkowski, vom Institut für Umwelttechnik und Energiewirtschaft an der Technischen Universität Hamburg-Harburg. Zudem werde jeder Abfall repräsentativ von einem unabhängigen Labor getestet, bevor er zur Deponie gebracht wird.
Die Anwohner, von denen einige bereits 1986 von den Trinkwasserbrunnenvergiftungen betroffen waren, beruhigt das nicht. Sie befürchten, dass eine Deponieerweiterung auf Jahre mit Lärm, Staub und Schmutz sowie negative Folgen für Flora und Fauna verbunden wäre. „Wir haben zudem die Sorge, dass durch die Aufschüttung der Boden mit dem Altbestand dem Druck nicht standhält und somit doch Schadstoffe ins Grundwasser geraten könnten“, sagt Stephan Apel, der seit 2007 mit seiner Familie nahe der Hummelsbüttler Feldmark lebt. Für ihn und seine Nachbarn ist es ein Ort, an dem die Menschen spazieren gehen, Drachen steigen lassen, grillen, ein Angler- und Badeparadies. „Viele haben sich hoch verschuldet, um hier ein Grundstück zu erwerben“, sagt Apel. „Durch die neue Deponie werden die Grundstückspreise sicher sinken.“
Zum Zustand der alten Müllberge kann die Firma Eggers nichts sagen. „Das untersucht die Behörde“, sagt Ralf Eggers. Aber gegen die Kritik, den Bürgern würde ihr Erholungsgebiet genommen, wehrt er sich. „Die Anwohner können das Areal uneingeschränkt nutzen und auch weiterhin auf den alten Müllberg wandern.“ An der Stelle, an der die Bodendeponie entstehen würde, laufe auch momentan niemand rum. Durch die Deponie würde sich die Plattform des begrünten Müllbergs sogar vergrößern, betont Eggers. Zudem will die Firma die Beeinträchtigungen für die Menschen vor Ort so minimal wie möglich halten. „Wir planen mehrere Bauabschnitte und eingeschränkte Betriebszeiten.“ Es werde nicht früh morgens oder am Wochenende und auch nicht mit mehreren Geräten gleichzeitig gearbeitet. „Und wir haben ein Bewässerunsgssystem geplant, um die Staubentwicklung möglichst zu vermeiden.“ Zudem sei die Firma Eggers jederzeit offen für konstruktive Vorschläge.
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