Spektakuläre Wende

Gestohlene Krankenakten: Es war ein Journalist

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Jana Werner

Die Unterlagen mit Daten von Patienten waren aus einem Container auf dem Gelände der ehemaligen Asklepios-Klinik in Eilbek entwendet worden. Die offene Lagerung ist nun Kritikpunkt Hamburger Datenschützer.

Hamburg. Wenige Tage nach dem Verschwinden von Patientenakten vom Gelände der ehemaligen Asklepios-Klinik Hamburg-Eilbek ist der Fall aufgeklärt. Demnach wurden die Unterlagen nicht gestohlen. Stattdessen hat ein Journalist der "tageszeitung“ die Aktenordner als "Beweismaterial“ mitgenommen, um über den nachlässigen Umgang mit Patienten-Daten bei Asklepios zu berichten. Ein Asklepios-Sprecher bestätigte dies am Sonnabend und betonte, dass sich das Klinikunternehmen über die falsche Lagerung der Akten bewusst sei. Hamburgs Datenschützer kritisierten den Vorfall.

Nach Angaben von Zeugen soll ein 50 bis 60 Jahre alter Mann am vergangenen Dienstag in einen etwa 2,60 Meter hohen Container auf dem Gelände gestiegen sein, in dem die Papiere lagen, wie Asklepios-Sprecher mitteilte. Kurz darauf sei der Mann mit seinem Auto davongefahren.

Die Akten sollten fachgerecht vernichtet werden, weil die Mindestlagerungsfrist von zehn Jahren abgelaufen war. Allerdings landeten die Papiere den Angaben zufolge aus bislang ungeklärter Ursache "ungeplant“ in diesem Container und nicht in dem benachbarten Sicherheitscontainer. "Das Hauptproblem ist und bleibt, dass die Akten falsch gelagert waren“, sagte der Asklepios-Sprecher weiter. Die Papiere hätten nicht in diesem Container landen dürfen. Das sei dem Unternehmen bewusst, sagte der Sprecher.

Patientenakten kistenweise im Sperrmüllcontainer entsorgt

Nach einem Bericht der "tageszeitung“ (Sonnabendausgabe) entsorgte Deutschlands größter privater Krankenhauskonzern Asklepios die höchst sensiblen Patientenakten gleich kistenweise im Sperrmüllcontainer. Notfallberichte und Abrechnungsberichte mit Tausenden von personenbezogenen Daten hätten tagelang im offenen Container unter freiem Himmel gelagert, direkt neben einem von Spaziergängern stark genutzten Wanderweg. Demnach habe "ein passionierter Sperrmüllsammler“ die Zeitung über die brisante Zwischenlagerung informiert.

"Das geht überhaupt nicht, das Patientendaten so gelagert werden“, zitiert das Blatt den Hamburger Datenschützer Hans-Joachim Menzel. Für einen ungehinderten Zugang zu den sensiblen Daten habe es "kaum Schwellen“ gegeben. Menzel bewertet die Open-Air-Lagerung als "Verstoß gegen die ärztliche Schweigepflicht“.

Während die Polizei derzeit "keine Anhaltspunkte für eine Straftat“ sieht, prüft Hamburgs Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar laut der Zeitung "die Einleitung eines Bußgeldverfahrens“ gegen Asklepios wegen eines eklatanten "Verstoßes gegen Datenschutzrichtlinien“. Caspar sieht einen dringenden "legislativen Handlungsbedarf“ bei solch schwerwiegenden Verstößen gegen gültige Datenschutzrichtlinien.

Unterdessen widersprach Asklepios der "tageszeitung“, wonach das Unternehmen eine Strafanzeige gegen den Reporter gestellt habe. "Das ist falsch“, sagte der Sprecher am Sonnabend. Asklepios habe nach dem Verschwinden der Akten Anzeige gegen Unbekannt erstattet, um den Verbleib der Papiere aufzuklären. Auch habe das Unternehmen nicht die Arbeit von Medien behindern wollen.

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