Veranstaltung Hamburg

Samuel Koch kommt am 10. Mai in die Laeiszhalle

| Lesedauer: 8 Minuten
Iris Mydlach
Der Schauspieler und Bestseller-Autor Samuel Koch vor seiner "Schwerelos"-Tour, auf der er auch nach Hamburg kommt.

Der Schauspieler und Bestseller-Autor Samuel Koch vor seiner "Schwerelos"-Tour, auf der er auch nach Hamburg kommt.

Foto: Sergej Falk / HA

Im Buch „Schwerelos – Wie das Leben leichter wird“ schreibt Koch, was Halt und Hoffnung gibt. Auf der Bühne wird er nicht allein sein.

Hamburg.  Kurz bevor sich Samuel Koch am 4. Dezember 2010 bei einem Sprung über ein fahrendes Auto vor laufender Kamera in der Fernsehshow „Wetten dass...?“ das Genick brach, war er seiner Vorstellung vom größten Glück gerade einmal wieder sehr nahegekommen.

„Schon als Kind beim Kunstturnen konnte ich nicht aufhören, Saltos zu schlagen. Besonders liebte ich den Moment im Zenit einer jeden Flugkurve, in dem man kurz scheinbar schwebend Schwerelosigkeit erfährt.

Absurderweise war es ausgerechnet ein solcher Salto, bei dem ich Holzkopf mir viermal das Genick gebrochen habe.“ Für Millionen Zuschauer hatte damit sein Leben alle Leichtigkeit verloren. Und für ihn selbst?

Samuel Koch kommt am 10. Mai in die Laeiszhalle

Über diese Frage hat der Schauspieler und Bestsellerautor Samuel Koch ein Buch geschrieben und ein Bühnenprogramm realisiert, mit dem er am 10. Mai auch in Hamburg gastiert: „Schwerelos – Wie das Leben leichter wird“ lautet der ­Titel.

Ein ganz und gar ungewöhnliches Werk ist das geworden, das Best-of einer Entdeckungsreise, auf die der 35-Jährige seine Leserinnen und Leser mitnimmt und dessen auslösender Moment auch durchaus nachvollziehbar ist, wenn man den durchtrainierten Körper eines Hochleistungssportlers unfreiwillig tauschen musste gegen das Universum eines Querschnittsgelähmten in einem 240-Kilogramm-Rollstuhl.

Wie wird man die Schwere los? Was gibt Halt und Hoffnung? Das sind die Kernfragen, um die es sich dreht. Und wahrscheinlich wäre es ein Leichtes gewesen, einfach nur aus dem eigenen Leben zu erzählen und zu sagen: Seht her, haltet durch, es gibt immer Hoffnung – ich hatte sie auch.

Aber Samuel Koch belässt es nicht dabei. Er verschenkt die Hoffnung auch abseits von Auftritten und Bestsellern großzügig und macht diejenigen sichtbar, die schwerer an einer Last zu tragen haben als andere.

Unzählige Menschen hat Kochs Verein schon aus der Ukraine geholt

Über gleich mehrere dieser Herzensprojekte spricht Samuel Koch in der aktuellen Folge des Abendblatt-Podcasts „Von Mensch zu Mensch“, zum Beispiel über den von ihm gegründeten Verein „Samuel Koch und Freunde – Wir helfen Helfern“, der gezielt pflegende Angehörige unterstützen und entlasten möchte.

„Es gibt so viele ausgebrannte Familien, wir kommen gar nicht hinterher, pflegenden Angehörigen, die am Limit sind mit ihrer Situation, gerecht zu werden oder Hilfestellungen zu leisten“, erzählt Samuel Koch.

Und er spricht davon, wie durch den Kriegsausbruch in der Ukraine plötzlich ein neues Einsatzfeld für seinen Verein hinzukam – Menschen mit Behinderung aus den Kampfzonen herauszuholen. Noch im Februar 2022, kurz nachdem die ersten Bomben fielen, hatte der Verein eine erste Delegation losgeschickt, um behinderte Ukrainerinnen und Ukrainer mit ihren Familien außer Landes zu bringen.

Auch Samuel Kochs Mutter und Schwager gehörten zu den Ersten, die im Frühjahr 2022 in die Ukraine fuhren. Es sind intensive Momente des Podcasts, als der 35-Jährige über die Ukraine-Hilfe des Vereins erzählt – über Menschen, die bei den Evakuierungen ihr Leben verloren haben und über die, die sie retten konnten. Knapp 90 Menschen mit den verschiedensten Behinderungen leben heute in einer Geflüchtetenunterkunft, die der Verein im baden-württembergischen Bamlach in Eigeninitiative auf die Beine gestellt hat.

Seine Mutter engagiert sich in einer Unterkunft für geflüchtete Menschen

Sich nicht nur um sich selbst drehen zu wollen, das ist der rote Faden in Samuel Kochs Leben, vor und nach dem Unfall. Seine Mutter, sagt Koch, sei täglich in der Unterkunft, um Wunden oder amputierte Beine zu versorgen. Auch ihren Geburtstag habe sie kürzlich dort gefeiert.

Bei all der Schwere auch das Leichte sehen – in dieser Disziplin liegt Samuel Koch wohl ungewollt, aber doch unangefochten vorn. Er ist zu einer wohltuenden Stimme inmitten derer geworden, die sich motivational speaker nennen und für vierstellige Honorare die Weisheit ihrer mentalen Stärke weitergeben. Samuel Koch hat sich für einen anderen Weg entschieden. Er hat ein Buch geschrieben, das 20 Euro kostet, und es mit Gedanken und Geschichten gefüllt, die langfristig wirken.

„Auch wenn es mir immer noch nicht leichtfällt, das zu sagen: Es gibt wohl Wichtigeres, als sich bewegen zu können“, schreibt er an einer Stelle gleich zu Beginn. „Und auch Wichtigeres als körperliche Gesundheit, meine lieben ,Hauptsache-gesund-Menschen‘ da draußen.“

Seinen Humor hat Koch behalten: Im Podcast wird auch gelacht

Dass sein Unfall bei „Wetten, dass..?“ einen tieferen Sinn gehabt haben mag, diesen Gedanken lehnt Samuel Koch ab. Nein, einen Sinn könne er nicht darin sehen – wohl aber dem Unfall durchaus seine Sinnlosigkeit nehmen. D

urch ihn habe er seinen Verein gründen können und sei vielen Menschen begegnet, denen er sonst nicht begegnet wäre: zum Beispiel eben auch seiner Frau, die er 2014 bei Dreharbeiten für die Telenovela „Sturm der Liebe“ kennenlernte und 2016 geheiratet hat.

Auch gelacht wird im Podcast. Gelacht hat Samuel Koch nach seinem Unfall nämlich an vielen Stellen und ist den vielen Pflegekräften und Physiotherapeuten bis heute dankbar, dass sie ihn während seiner langen Aufenthalte in Krankenhäusern und Reha-Kliniken auch mit ihrem Humor zurück ins Leben holten.

„Mit manchen Pflegern bin ich noch heute in Kontakt“, erzählt er im Podcast. „Und vielleicht ist dieses Schwereloswerden am Ende auch eine Utopie, vielleicht werden wir nie ganz die Schwere los. Ich befürchte, entweder man kommt gerade aus einer Krise oder steuert in eine hinein, sie gehören zu unserem Leben dazu und es ist eigentlich nur die Frage, wie man damit umgeht und trotzdem lachen kann.“

Vor dem ersten Besuch in einem Kinderhospiz hatte der Autor und Schauspieler Angst

Dafür hat er ein bemerkenswertes Beispiel parat: Kinderhospize. „Ich bin jedes Mal wieder überrascht, wenn in Hospizen Kinder besuche“, sagt er und strahlt über das ganze Gesicht. „Vor meinem ersten Besuch hatte ich richtig Angst und dachte, wie grauenvoll ist das, aber inzwischen gehe ich fast gestärkt aus diesen Kinderhospizen. Ich habe das Gefühl, nirgends wird intensiver gelebt als dort. Gerade bei sterbenden Kindern mit ihren Eltern und den Menschen, die sie begleiten, das ist so ein Leben in Fülle.“

Am 10. Mai wird Samuel Koch mit seinem „Schwerelos“-Programm auf der Bühne der Laeiszhalle zu Gast sein. Auch hier werden Kinder eine große Rolle spielen. Über 100 von ihnen hat Samuel Koch im Vorfeld des Programms befragt, wie sie sich eine leichtere Zukunft und Gegenwart vorstellen.

„Aus den Antworten haben wir einen Song gemacht, den die Kinder vorführen werden, gemeinsam mit mir.“ Und dann muss er noch einmal lachen. Die Leiterin des Kinderchors hatte ihm kurz zuvor geschrieben und gefragt, ob die Kinder auch zu fünfzigst auf die Bühne kommen könnten. „Das versuchen wir gerade zu organisieren“, erklärt er.

„Denn ich habe in jeder Stadt die Expertengruppe der Unbeschwertheit mit auf der Bühne – Kinder, die selbst in benzinverschmutzten Kriegspfützen unbeschwert im Hier und Jetzt miteinander spielen können.“ Eine Lesung im klassischen Sinne wird es also nicht. Dafür ein Abend voller visueller und akustischer Momente mit Samuel Koch in der Hauptrolle und einem Überraschungsgast auf der Bühne. Ein Abend für die Schwerelosigkeit im Kopf.

Samuel Koch: „Schwerelos – Die Live Show 2023“. Tickets für den Abend in der ­Laeiszhalle am 10. Mai, 20 Uhr, gibt es online unter https://tickets.kj.de