Das Werner Otto Institut erhält neben drei weiteren sozialen Organisationen den HanseMerkur Preis für Kinderschutz.

Das Werner Otto Institut in Hamburg-Alsterdorf ist eines der ältesten und größten Sozialpädiatrischen Zentren in Deutschland und gehört zur Ev. Stiftung Alsterdorf. Es ist spezialisiert auf die Diagnostik und Therapie von Entwicklungsverzögerungen und Behinderungen bei Kindern und Jugendlichen. Für Mädchen und Jungen, die nicht sprechen können, haben die zwei dort tätigen Logopädinnen Heike Burmeister und Dorothee von Maydell das Programm Kugel entwickelt. „Kugel“ ist die Abkürzung für „Kommunikation mit unterstützenden Gebärden – ein Eltern-Kind-Gruppenprogramm“. Für ihre wichtige Arbeit wurden Burmeister und von Maydell diese Woche im Curio Haus der mit 10.000 Euro dotierte HanseMerkur Preis für Kinderschutz verliehen.

„Wir sind glücklich, in diesem Jahr vier Organisationen auszuzeichnen, die sich in besonderem Maße für Kinder und Jugendliche stark machen“, sagt Eberhard Sautter, Vorstandsvorsitzender der HanseMerkur, beim Festakt. „Ihr Beispiel ist herausragend dafür, dass Engagement und Mitmenschlichkeit tragende Säulen unserer Gesellschaft sind. Und was Heike Burmeister und Dorothee von Maydell entwickelt haben, ist gelebte Inklusion“

Gebärden für entwicklungsverzögerte Kinder

Bei Kugel erlernen Eltern in der Gruppe, wie sie im Dialog mit ihrem Kind Wörter mit Gebärden begleiten können. Die sogenannten „Lautsprachunterstützenden Gebärden“ machen es entwicklungsverzögerten Kindern nicht nur leichter zu verstehen, was ihre Eltern ihnen mitteilen möchten, sondern helfen ihnen auch dabei, ihre wichtigsten Bedürfnisse – zum Beispiel essen, spielen oder mehr schaukeln – auszudrücken. „Es ist sehr schlimm für ein Kind, sich unverstanden zu fühlen. Oft zieht es sich dann zurück und auch die Eltern sind aufgrund der Missverständnisse traurig und frustriert“, erklärt Heike Burmeister. „Kinder mit einer Entwicklungsstörung haben oft Mühe beim Erwerb der Lautsprache“, fügt ihre Kollegin Dorothee von Maydell hinzu.

„Einige formen ihre ersten Wörter manchmal erst mit vier, fünf oder sechs Jahren. Mit den Gebärden, die sie und ihre Eltern bei uns kennenlernen, können sie die Zeit bis zum Beginn der Lautsprache überbrücken, ihre Bedürfnisse äußern und kommunizieren.“ Die Eltern fördern mit dem Gebärdeneinsatz nicht nur die sprachliche Entwicklung ihrer Kinder, sondern auch ihre kognitive und soziale. Dies sei ein wichtiger Beitrag für ein gesundes Aufwachsen.

Empowerment für Frauen ist Hauptgewinner

Den mit 20.000 Euro dotierten Hauptpreis bekam der Frankfurter Verein „Frauen in Bewegung Kampfkunst und Bewegung“ (FIB). Seit 37 Jahren setzt die Initiative dafür ein, Mädchen und Frauen zu stärken. Zehntausende Teilnehmerinnen haben bereits von den Gewaltpräventions-, Empowerment-, Selbstverteidigungs- und Kampfkunstkursen des Vereins profitiert. Schon die Kleinsten lernen bei FIB laut und deutlich „Nein!“ zu sagen und auch, wie sie sich bei körperlichen Angriffen wehren können. Die Trainerinnen der kostenlosen „Mini-Tiger“-Kurse legen hierbei viel Wert darauf, die Mädchen zwar an kritische Situationen heran zuführen und ihnen beizubringen, wie sie mit ihnen umgehen – ohne ihnen jedoch Angst zu machen.

Weiterer Anerkennungspreisträger ist der DRK Landesverband Mecklenburg-Vorpommern e.V., mit seinem Projekt „Rette sich, wer’s kann – Schwimmen lernen im Kindergarten“. Begonnen hat der DRK Landesverband Mecklenburg-Vorpommern 2009 mit vier Kindergärten, in denen er kostenlosen Schwimmunterricht angeboten hat – heute ist „Rette sich wer’s kann“ bundeslandweit in 84 DRK-Kita-Einrichtungen etabliert. Preisträger Juuuport e.V. aus Hannover hilft seit 2010 Opfern von Online-Mobbing und Gewalterfahrungen im Netz. Das Besondere daran: Jugendliche beraten hier Jugendliche. Bei rund 50 Prozent der eingehenden Hilferufe geht es um Cybermobbing. Kontakt zu den sogenannten Juuuport-Scouts bekommen die jugendlichen Opfer über das Online-Formular auf der Website des Vereins (www.juuuport.de).