Jeder Besuch meiner Söhne wird zelebriert. Ich bemuttere, verwöhne und berate sie – und verzichte sogar auf das Trampolinspringen.

Es ist kein Geheimnis, ich habe es auf dieser Seite schon ein paar Mal geschrieben: Meine Söhne sind fort! Ausgezogen zum Studieren in fernen deutschen Städten. Und ich vermisse sie nach wie vor sehr, vermisse den Alltag mit ihnen, das Gespräch beim Essen, die lauten und leisen Momente, die mit Kindern einhergehen.

Doch andererseits hat die Ferne auch viel Gutes. Jeder Besuch der beiden wird ganz besonders zelebriert. Sie werden von mir verwöhnt, umsorgt – bemuttert. Sie finden das schön und ich auch. Ich verzichte sogar auf mein geliebtes Trampolinspringen, um sie morgens nicht zu wecken, denn natürlich sind sie auch hier, um bis in die Nacht hinein ihre alten Freunde zu treffen.

Ratgeberin in Beziehungs-, Formular- und Praktikaangelegenheiten

Sogar diese Kumpels sehe ich gerne in meinem Haus, statt Wodka Red Bull mögen viele inzwischen auch Wein und bei einem Gläschen erfahre ich dann, wie ihre weiteren Wege verlaufen – die meisten wohnen noch zu Hause. Ich wundere mich, wie brav manche von ihnen geworden sind oder warum ein ausgesprochener Mathehasser plötzlich Informatik studiert, während der Computerfreak etwas mit Kunst machen möchte.

Besonders schön finde ich, dass ich viel mehr als früher Ratgeberin meiner Söhne bin. Sie fragen mich vor allem in Beziehungsangelegenheiten, wenn sie die weiblichen Reaktionen ihrer Freundinnen nicht verstehen oder Kummer wegen eines Streits mit ihnen haben. Auch wenn es darum geht, wie man Formulare ausfüllt, an Praktika herankommt oder sie ein Tipp für ein Geschenk benötigen, rufen sie mich an. Mein Älterer, ein absoluter Naturfreund, zeigt mir zudem gerne seine neusten Pflanzen auf seinem üppig und liebevoll bepflanzten Balkon.

Ich denke danach immer: So gern ich sie hier habe, so schön finde ich auch unsere neuen Beziehungen, wo wir gemeinsame Momente bewusst schaffen und als besonders intensiv wahrnehmen.