Bayern München wollte ein ukrainisches Fußballtalent aus Hamburg casten. Doch die Mutter konnte die Unterkunft nicht bezahlen.

Alle paar Wochen besuche ich das Schrødingers City Kids, das Begegnungszentrum für ukrainische Geflüchtete im Schanzenpark, das der Abendblatt-Verein finanziell unterstützt. Gleich bei einem meiner ersten Besuche habe ich eine sehr sympathische junge Frau interviewt, die mit ihren zwei Söhnen aus Kiew geflohen war. Sie kommt jeden Tag zum Deutschkurs, spricht fließend Englisch und versucht mit allen Kräften, ihre Söhne und sich in Hamburg zu integrieren.

Ihren jüngeren Sohn, einen offenbar sehr talentierten Fußballer, meldete sie im Sportverein an. Seine Begabung fiel sofort auf, nicht nur dem HSV, sondern auch Trainern von Bayern München und TSV 1860 München. Sie luden ihn zum Probetraining ein. Für den Neunjährigen ein Traum, für die Mutter eine schwere Entscheidung, ob sie ihrem Sohn diese Möglichkeit bieten soll, denn die Fahrt und Unterkunft wurden nicht bezahlt.

Sie sprach mich an, ob ich jemanden kennen würde, der ihr und den Söhnen für ein paar Tage einen Unterschlupf gewähren könnte. Der Abendblatt-Verein hilft nur in Notfällen, deswegen suchte ich nach einer anderen Lösung. Einen Tag lang kämpfte ich mit mir, ob ich eine Bekannte aus München fragen sollte. Denn kann man für eine eigentlich Fremde um so einen Gefallen bitten? Ich rief meine Bekannte an – und sie sagte nach Absprache mit ihrem Mann schnell zu. Das Paar fand es spannend, die Ukrainer zu beherbergen. Manchmal funktioniert Hilfe auch einfach von Mensch zu Mensch.