Das Studierendenwerk Hamburg verleiht den 1. Social Student Award – den ersten Preis erhält die Initiative Medizin & Menschenrechte.

Es ist die Art, wie manche Ärzte, Kolleginnen ansprechen. Mit Mäuschen, Mädel oder Süße. Oder wie im Ärztezimmer über Patienten gelästert wird – Vorurteile über ausländische Mitbürger ausgepackt werden, die Attraktivität einer Kranken und die Größe von Brüsten kommentiert wird. Auch dass manche Patienten Frauen als kompetente Ärztinnen nicht akzeptieren, ist schwer zu ertragen. Ein homophober Witz hier, ein rassistischer Spruch da von anderen Mitstudierenden. „Es gab und gibt immer wieder Momente während meiner Praktika im Krankenhaus und auch im Studium, in denen ich mich belästigt und sehr unwohl fühlte. Mir fehlte ein Ort, wo ich solche Situationen ansprechen konnte. Ich dachte, ich bin alleine damit“, sagt Isabel Josam.

Die 25-Jährige studiert im 10. Semester Medizin. Um die eigene Hilflosigkeit zu überwinden, aber auch, um ganz konkret gegen Rassismus, Diskriminierung von Minderheiten und Sexismus im Bereich Medizin vorzugehen, hat Josam Ende 2020 gemeinsam mit einer Handvoll Medizin-Studierenden die Initiative Medizin & Menschenrechte in Hamburg aufgebaut – als lokale Untergruppe des bundesweit agierenden Vereins „Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland“.

Auch Pflegekräfte engagieren sich

Für ihr Engagement hat die Initiative den ersten Preis beim 1. Social Student Award des Studierendenwerks Hamburg erhalten, der diese Woche in einer Feierstunde im Café CampusBlick im Beisein von Sozialsenatorin Melanie Leonhard und Jürgen Allemeyer, Geschäftsführer des Studierendenwerks, übergeben wurde. Mit dem Preis wird ehrenamtliches Engagement von Studierenden geehrt.

Inzwischen organisieren bei der Initiative rund 20 aktive Mitglieder – darunter auch Pflegerinnen und Medizinstudierende aus verschiedenen Semestern – regelmäßige Workshops, Diskussionsrunden, Infoveranstaltungen und Netzwerktreffen zu Themen wie Sexismus und Rassismus in der Medizin, Queerfeindlichkeit, Gesundheitsversorgung als Grundrecht, Umgang mit Geflüchteten, Schwangerschaftsabbrüche und die Versorgung von Transpersonen.

Kunstworkshop und HerzCasper e.V. erhielten Preise

Es gehe darum, ein Bewusstsein zu schaffen für diese Probleme, die Erlebnisse zu teilen und durch Em­powerment-Workshops, Methoden zu entwickeln, wie man sich wehren kann, erklärt Medizinstudentin Sarah Grothe. „Wenn jetzt jemand einen dummen Spruch bringt, dann ducke ich mich nicht weg, sondern kommuniziere klar, dass ich das nicht gut finde. Das Wissen um unsere Gruppe stärkt mir dabei den Rücken“, sagt die 24-Jährige, die sich mit ihren Kommilitonen sichtlich über das Preisgeld von 1000 Euro und „die enorme Wertschätzung“ freute.

Lizanne Kraft studiert an der HafenCity Universität Hamburg Stadtplanung und erhielt mit Platz zwei ein Preisgeld in Höhe von 750 Euro. Neben dem Studium ist sie Teil der Aktion HerzCaspar e. V., um den Krankenhausalltag von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen fröhlicher und lebensbejahender zu gestalten. Die Drittplatzierten, Serafima Kalachenkova, Elizaveta Ostapenk und Anna Bochkova, konnten sich über ein Preisgeld in Höhe von 500 Euro freuen. Sie studieren an der Hochschule für bildende Künste Hamburg, stammen aus Russland und bieten mit ihrer Aktion artwork­shop.hh Kunstworkshops für Kinder und Jugendliche an, die vor dem Ukrainekrieg nach Hamburg geflohen sind.