Umweltzerstörung, Massentierhaltung, Klimawandel – Joschua Gumpert will mit seinen Bildern die Gesellschaft aufrütteln. Mit Erfolg.

Ein Elefant, der sich in Rauch auflöst, ein Orang-Utan, der traurig blickt, idyllische Landschaften und zerstörte Umwelt – die großflächigen Bilder von Joshua Gumpert sind eindeutig und plakativ. Hier geht es einem Maler um das Thema Klimawandel, Umweltzerstörung und Folgen der Industrialisierung. Statement Artist nennt Joschua Gumpert sich und mit 26 Jahren gehört er zur Generation Z, zu den jungen Menschen also, die für diese Themen bei Fridays for Future auf die Straße gehen, forsch in Talkshows von Politikern und Unternehmern ein Umdenken fordern und gleichzeitig meinen, die Welt müsse ihnen zuhören und sich nach ihnen richten, obwohl sie noch wenig geleistet haben.

Dieser Generation wird nachgesagt, dass sie sehr selbstbewusst auftritt, hohe Anforderungen stellt und sich bei ihrer Arbeit selbst verwirklichen möchte. All das trifft auch auf Joschua Gumpert zu, der schon als Teenager wusste, dass er mit seiner bildnerischen Kunst Geld verdienen möchte, auch wenn seine Mutter, eine Kunsthistorikerin, die viele gescheiterte Künstlerexistenzen kennt, davor zunächst warnte.

Ist es Hybris oder Genie?

Doch Gumpert hat eine Mission. Er ist überzeugt davon, dass er mit seinem Talent einflussreiche Menschen überzeugen kann, die Gesellschaft zum Besseren zu verändern, zu einer, die im Einklang mit Natur und Industrie lebt, so wie er es auf seinen großformatigen, naturalistischen Bildern darstellt. „Ich fühle mich verantwortlich für diese Welt und ich schäme mich manchmal, ein Mensch zu sein, wenn ich sehe, wie sich ein so wunderschöner Rochen im Netz verfängt“, sagt der Künstler und zeigt auf eins seiner Bilder, auf dem ein riesiger Rochen zu sehen ist, der durch das Meer schwimmt, direkt auf den Betrachter zu.

Wer nur über Gumpert liest, hält ihn vielleicht für egozentrisch, wer ihn kennenlernt, in sein ernstes Gesicht schaut, seinen leidenschaftlichen Ausführungen folgt, seine Visionen zu verstehen versucht und dabei dieses unglaubliche Maltalent erlebt, kann nicht umhinkommen, fasziniert zu sein – allerdings mit etwas Skepsis. Schließlich ist dieser Hamburger doch irgendwie noch sehr jung. Ist es Hybris oder Genie?, denkt man beständig. Aber wer hat schon mit 26 Jahren eine Managerin und zudem eine Konzeptionistin, stellt in der Barlach Halle K aus, verkauft dort seine Gemälde zwischen 5000 und 15.000 Euro und hat ein großes Atelier mitten in Eimsbüttel?

Gerhard Richter sollte sein Mentor werden

Joschua Gumpert glaubt fest an sich und seinen Erfolg. „Wenn ich ein Ziel habe, und scheint es zunächst auch utopisch, laufe ich dem hinterher, bis ich kotze“, sagt er. Und so glaubte er zunächst auch fest daran, dass er sich nach seinem Abitur und dem Entschluss, sich durch keine Kunst- und Designschule der Welt vereinnahmen zu lassen, seinen künstlerischen Meister selber aussuchen könne. Und es sollte kein Geringerer als der berühmte Gerhard Richter sein. Gumpert rief häufig in Richters Sekretariat an, schrieb ihm fast täglich – ohne Erfolg.

Also malte er den Künstler, fuhr mit dem Porträt nach Köln, setzte sich vor Richters Büro und wartete auf den richtigen Moment. Der nie kam. „Ich wollte von Gerhard Richter, dass er nur einmal mit mir einen Kaffee trinken geht, einen Nachmittag mit mir malt, und ihn dabei überzeugen, dass er mich unter seine Fittiche nimmt.“ Tat Richter aber nicht. Er nahm jedoch das Porträt von ihm und rief den Jugendlichen immerhin persönlich an. „Er attestierte mir viel Talent, aber lehnte mich als Lehrling ab. Er sei zu alt für so etwas“, erinnert sich Gumpert. Für ihn war es trotz der Ablehnung ein Ritterschlag und die Erkenntnis, dass man mit Porträts berühmter Persönlichkeiten zumindest Aufmerksamkeit bekommt.

Glückliche Vereinigung von Natur und Industrie zeigt das Bild von Joschua Gumpert
Glückliche Vereinigung von Natur und Industrie zeigt das Bild von Joschua Gumpert © Michael Rauhe / FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

So hielt er auf einem Konzert der Foo Fighters stoisch ein selbst gemaltes Porträt von Dave Grohl in die Höhe – woraufhin der Sänger den damals 19-Jährigen auf die Bühne holte, das Bild signierte und an das Publikum gerichtet sagte: „Erinnert euch an diesen Moment, als dieser junge Typ auf die Bühne kam. Das ist was Besonderes.“

Auf der Bühne mit Sänger Dave Grohl

Für Joschua Gumpert wurde in dem Moment ein Traum wahr und nebenbei richtete er den Blick von Kunstinteressierten auf sich. Denn was er fortan macht, ist gut verkäuflich, die Bilder sind ausdrucksstark, die Aussage ist politisch, doch nicht zu provokativ, der Inhalt nicht zu abstrakt, sondern gut verständlich.

„Joschua ist sehr extrovertiert, anders als viele andere Maler. Was ihn neben seiner Begabung und Kunst besonders macht, ist, dass er ziemlich gut in Eigenregie Werbung für sich macht und sich schon sehr früh einen Kreis von Unterstützern aufgebaut hat, die seinen Weg begleiten und seine Bilder lieben. Und Joshua hat die Einstellung, dass alles möglich ist, wenn er nur genug dafür arbeitet“, sagt seine Managerin Mandy Ahrenhold (44), die zuvor bei einem Kunstbuchverlag gearbeitet hat.

Der aufsteigende Rauch als Symbol

Geld verdiente Gumpert jedoch in seinen Teenagerjahren noch nicht mit seiner Kunst, auch wenn er wie besessen in seinem Kinderzimmer in Lokstedt malte, während sein Bruder Polizist und seine Schwester Architektin wurden. „Doch meine Eltern haben mich finanziell zunächst unterstützt und mich machen lassen, dafür bin ich ihnen sehr dankbar“, sagt der Autodidakt.

2017 und 2018 zeigte er in der Hamburger Galerie am Mittelweg und im Gymnasium Eppendorf seine Bilder unter anderem zum Thema Massentierhaltung und aussterbende Tierarten. Der aufsteigende Rauch, der die Tiere umhüllt, wird dabei zum Symbol für ihre Vergänglichkeit und Verwundbarkeit. Im Sommer 2021 stellte Gumpert erstmals in der Barlach Halle K seine großformatigen Bilder aus der Serie „Inhuman – Our Decision“ aus.

Gelungene Symbiose von Natur und Industrie

Er zeigt eine Weltkugel, von Fischernetzen eingezwängt, dystrophe Landschaften in düsterem Braun, aber auch ein Bild, auf dem sich die schöne Natur und die Industrie – verkörpert durch eine Frau und einen Mann – die Hand reichen. „Wir entkoppeln uns immer mehr von unserem Ursprung, unseren Wurzeln. Profit steht im Vordergrund. Die Erde steht vor einem Kollaps. Aber wir haben noch die Wahl. Wir können uns noch entscheiden und eine Welt schaffen, auf die wir stolz sein können“, sagt Joschua Gumpert in dem Youtube-Video zur Ausstellung.

Er hat inzwischen die gemeinnützige Umweltorganisation Oneplanet.one mit Freunden gegründet, mit der er eine Plattform für Forschung, Bildung und Wissenschaft aufbauen will. Dort sollen schwierige Themen wie fossile Energieträger, In-vitro-Fleisch und modernste Technologien unterhaltsam und mit einfachen Worten erklärt werden. Gumpert möchte zudem die besten Forscher mit reichen Menschen zusammenbringen, um die Gesellschaft zu etwas Besserem zu verändern. Wie das genau funktionieren soll, bleibt etwas nebulös.

Wer allerdings mit 26 Jahren seine Ausstellung, die Anfang März erneut in der Barlach Halle K stattfand, mit „Retro­spektive“ überschreibt, obwohl man erst seit sieben Jahren malt, und damit Gäste aus Politik, Medien und Kultur – wie „Tagesschau“-Sprecherin Susanne Daubner, PR-Frau Alexandra von Rehlingen oder den Dirigenten Justus Frantz – sichtlich beeindruckt, kann vielleicht tatsächlich etwas bewegen. Der Anfang ist zumindest gemacht.