Manche Thriller- und Serienautoren haben offenbar Insiderwissen oder einfach nur einen guten Riecher, wie Krisen real aussehen können.

Ich gebe zu, ich verschlinge Thriller und gut gemachte Serien. Wie der Zufall es will, habe ich gerade das neueste Werk von Ken Follett – „Never“ – gelesen, bei dem es um die Eskalationsstufen bis zu einem Atomkrieg geht. Ich hatte es angefangen vor dem Ukraine-Krieg und bekam fiktiv vor Augen geführt, was zu einer existenziellen Weltkrise führen kann, während Putin gleichzeitig seine Atomstreitkräfte in Alarmbereitschaft versetzte. Vor Monaten hätte ich dieses Buch als gute Story abgetan, nun bin ich selber in Alarmbereitschaft.

Ähnlich erschütternd ist die Netflix-Serie „Berlin Station“, deren dritte Staffel ich gerade gesehen habe. Diese ist von 2019 und es geht um den Einsatz von CIA-Agenten in Estland, weil dort russische Söldner versuchen, das Land zu übernehmen. In dieser fiktiven Serie werden das Verhältnis des Westens zu Russland, die Macht des Kremls und der Oligarchen, ein möglicher Nato-Einsatz und die zögerliche Rolle der Deutschen so realistisch dargestellt, dass mein Mann und ich uns immer wieder verwundert anschauten, wie viel Insiderwissen in dieser Serie offenbar steckt. Als hätten die Macher den aktuellen Konflikt vorausgeahnt.