Gebärdensprachdolmetscher übersetzen für gehörlose Wacken-Gäste die Musiktexte und interpretieren auch die Instrumentalparts mit Gesten.

Der Boden staubt unter den schunkelnden Menschenmassen beim Auftritt der Shanty-Rocker Santiano auf der Louder-Bühne beim diesjährigen Wacken Open Air. „Wir seh’n uns wieder in Walhalla. Lasst uns feiern, seid bereit“, singen die Barden aus dem Norden – doch nicht nur sie und die zahlreichen Fans. Neben den fünf Männern steht noch eine weitere Person auf der Bühne, die ganz in Schwarz gekleidet glatt als weiteres Bandmitglied durchgehen würde.

Die junge Frau am äußeren Bühnenrand bewegt sich rhythmisch im Takt der Musik, formt mit ihren Lippen die Laute der Texte. Durch die Bewegungen ihrer Hände wird jedoch schnell klar, dass es sich bei ihr nicht etwa um eine Tänzerin oder eine Background-Sängerin handelt, sondern um eine Gebärdensprachdolmetscherin. Das Besondere: Sie übersetzt nicht nur die Texte für das gehörlose Publikum, sondern macht die Musik im Ganzen erfahrbar. Musikdolmetschen heißt das im Fachjargon. Doch wie funktioniert das eigentlich? „Beim Musikdolmetschen versuchen wir alle Aspekte eines Liedes mit einzubeziehen. Den Rhythmus, ob das Lied schnell oder langsam ist, die Stimmung dazu und dann natürlich noch den Text“, sagt Jana Blume nach ihrem Einsatz bei Santiano. „Ich zeige zum Beispiel an, wenn ein Gitarrensolo gespielt wird. Dann gehe ich mit und zeige somit auch, in welchem Rhythmus es gespielt wird.“