Die Erziehungswissenschaftlerin Prof. Barbara Brüning macht Mut, schon mit Vorschulkindern die Endlichkeit des Lebens zu besprechen

Gespannte Erwartung liegt in der Luft, als die zwölf Kinder der Vorschulgruppe in der Evangelischen Kita des Theodor-Wenzel-Hauses in Hummelsbüttel an diesem Vormittag Besuch von Barbara Brüning bekommen. Die fünf- bis sechsjährigen Mädchen und Jungen kennen die Hamburger Professorin für Philosophiedidaktik bereits, weil sie oft ihre Enkelin Jana aus der Gruppe abgeholt hat. Heute will sie den Kindern aus dem Bilderbuch „,Was ist das?‘, fragt der Frosch“ von Max Velthuijs vorlesen. Das großformatige Kinderbuch thematisiert, wie eine Gruppe von Tieren den Tod einer Amsel erlebt. Barbara Brüning hat sich in ihren Sach- und Lehrbüchern zur ethischen Erziehung mehrfach damit beschäftigt, wie Kindern und Jugendlichen das Tabuthema „Tod“ nahegebracht werden kann. Doch so jung wie heute waren die Teilnehmer ihrer Philosophierunde noch nie.

Konzentriert lauschen die Kinder der Geschichte: Schweinchen, Frosch, Ente und Hase betrachten eine Amsel, die bewegungslos auf dem Rücken liegt. Die Frage der Tiere, was mit der Amsel los sei, gibt Barbara Brüning an die Kinder weiter. „Bestimmt ist sie tot“, sagt Jana. Und Pauline ergänzt, woran man den Tod erkennen könne: „Die Amsel atmet nicht mehr. Sie kann nicht mehr hören und nicht mehr denken.“ Im nächsten Abschnitt, den Barbara Brüning vorliest, kommen auch die Tiere zu dem Schluss, dass die Amsel gestorben ist. „Was ist das?“, möchte der Frosch wissen. Mit der Geste des Hasen, mit der Pfote gen Himmel zu zeigen, können die Kinder etwas anfangen. „Die Toten kommen in den Himmel!“, ruft David. „Sie leben in den Wolken und schauen von dort auf uns herunter“, meint Noah. Und Paula ergänzt mit großer Ernsthaftigkeit: „Sie werden unsere Schutzengel und passen von oben auf uns auf.“ Dann malen die Kinder dazu Bilder.