Interview

Erkrankte Eltern sollten offen mit den Kindern reden

| Lesedauer: 3 Minuten
Vanessa Seifert
Annette, Magnus und Sohn Tom erhielten Hilfe durch die Stiftung phönikks

Annette, Magnus und Sohn Tom erhielten Hilfe durch die Stiftung phönikks

Foto: Britta Suhrholt / Klaus Becker

Die Stiftung phönikks unterstützt Familien mit Krebs. Zwei Therapeutinnen berichten, wie Väter und Mütter das Thema ansprechen können

Diplom-Psychologin Silke Meier und Familientherapeutin Regina Rumey unterstützen für die Stiftung phönikks Familien, in denen Vater, Mutter oder Kind an Krebs erkrankt sind.

Sollte ich es ­meinem Kind sagen, wenn ich an Krebs ­erkrankt bin?

Silke Meier: Unbedingt. Aber viele Eltern wollen es erst mal verschweigen, um das Kind zu schützen. Das ist ein natürlicher Impuls. Und falls sie doch ansprechen, dass es einem von ihnen nicht gut geht, vermeiden sie oft das Wort „Krebs“. Wir raten aber immer zu einer größtmöglichen Offenheit. Denn auch schon kleine Kinder spüren oft sehr genau, wenn etwas in der Familie nicht stimmt. Und die Fantasie, die dann daraufhin einsetzt, kann manchmal noch schlimmer sein als die Realität.

Können denn auch kleine Kinder mit einer solchen Diagnose umgehen, die ja oft schon uns Erwachsene überfordert?

Regina Rumey: Natürlich ist es wichtig, alters- und entwicklungsgerecht zu kommunizieren. Die Antwort muss verständlich sein. Dann trägt sie aber auch schon bei kleinen Kindern zu einer Beruhigung bei, denn auch ein Dreijähriger merkt, wenn sich in der Familie jemand sorgt oder traurig ist.

Viele erkrankte Mütter oder Väter haben verständlicherweise Angst davor, Schwäche zu zeigen. Nach dem Motto: Ich kann es den Kindern nicht sagen, ohne zu weinen ...

Meier: Und das ist auch gar nicht schlimm, Tränen sind doch völlig in Ordnung! Es ist ganz natürlich, Emotionen zu zeigen, und es ist gut, die ganze Familie daran teilhaben zu lassen. Manchmal ist vermeintliche Schwäche auch eine Form von Stärke.

Wie reagieren Kinder Ihrer Erfahrung nach auf die Erkrankung eines Elternteils?

Meier: Viele fragen: Darf ich jetzt noch lachen und spielen? Ist es okay, wenn ich weiter zum Fußball gehe? Da ist es gut, den Kindern zu sagen, dass der Alltag natürlich weitergeht, aber dass sich vielleicht ab und an eine Veränderung ergibt. Vielleicht bringt die Oma das Kind dann zum Training oder der Babysitter kommt zum Spielen. Es ist aber immer besser, das Kind darauf vorzubereiten.

Wie begleitet phönikks die Kinder von ­Betroffenen ganz konkret?

Rumey: Wir haben verschiedene Angebote. Welches passt, hängt stark vom einzelnen Kind ab. Manche wollen gern reden, andere haben geradezu eine Scheu, zum Therapeuten zu gehen. Da hilft dann vielleicht eher ein Musikkursus. Wir bieten natürlich auch Sitzungen für die ganze Familie an, denn Krebs ist eine Erkrankung, die die ganze Familie betrifft – das ist unser Ansatz.

Die Stiftung phönikks ist auf Spenden angewiesen. Weitere Infos unter www.phoenikks.de, E-Mail: stiftung@phoenikks.de, Tel.: 44 54 71.

( vas )